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Keine Freunde mehr: Frauke Petry und Bernd Lucke streiten um die Führung in der AfD.

© imago/IPON

Führungskampf in der AfD: Frauke Petry will Bernd Lucke entmachten

Im Kampf um die Führung der AfD hat die Ko-Vorsitzende Frauke Petry Parteigründer Bernd Lucke eine Zukunft an der Parteispitze abgesprochen und ihre eigene Kandidatur für den Vorsitz angekündigt. Zum Showdown kommt es am 13. Juni in Kassel.

Von Lutz Haverkamp

Parteigründer Lucke habe durch die Gründung seines Vereins eine "Partei in der Partei" geschaffen, sagte Petry am Mittwoch dem Radiosender WDR5. Sie könne sich daher nicht vorstellen, dass Lucke weiterhin an der Spitze der AfD stehe. Der ultrarechten Zeitung "Junge Freiheit" sagte Petry: "Im Grunde muss ich mich jetzt fragen, ob Bernd Lucke die Partei überhaupt in der Form zusammenhalten will, wenn er anfängt die Partei in verschiedene Gruppen oder verschiedene Lager zu verteilen. Aus dem Grund bin ich der Meinung, dass Bernd Lucke politisch nicht mehr geeignet ist, diese Partei zu führen. Deswegen werde ich - in welcher Form auch immer - auf dem Kassler Partreitag antreten." Petry sprach sich für eine "Zweifach- oder Dreifachspitze" für die AfD aus, um den "breiten Ansatz" der Partei zu unterstreichen. Sie könne sich aber nicht vorstellen, mit Lucke in der Parteispitze zusammenarbeiten. Dieser habe sich "politisch disqualifiziert". Lucke habe gegen seine Partei gearbeitet. Das werde von vielen Mitgliedern nicht mehr hingenommen. Das sieht Lucke ähnlich. Auch er könne sich eine Zusammenarbeit mit Petry nicht mehr vorstellen.

Die Alternative für Deutschland ist in so heftige Flügelkämpfe verwickelt, dass hinter der Zukunft der Partei ein Fragezeichen steht. Entscheidende Protagonisten des Machtkampfes sind der für den wirtschaftsliberalen Teil der Partei stehende Bernd Lucke auf der einen Seite und die zum nationalkonservativen Parteiflügel zählende Petry auf der anderen Seite. Die beiden führen derzeit noch gemeinsam mit dem Ko-Vorsitzenden Konrad Adam die AfD.

Lucke hatte am Dienstag die Gründung des Vereins "Weckruf 2015" angekündigt, um seine Position in der AfD vor dem Parteitag Mitte Juni in Kassel zu festigen. In dem Verein will er seine Anhänger sammeln, um die zerstrittene AfD nach eigenen Angaben "zu retten". Lucke beteuerte, dass er weder die Gründung einer neuen Partei noch eine "Initiative zum Massenaustritt aus der AfD" betreibe. Lucke will einen Rechtsruck der Partei verhindern. Der Bundesvorstand der AfD missbilligte die Gründung des Vereins "Weckruf 2015" durch mehrheitlich. Das teilte der AfD-Pressesprecher Christian Lüth am Freitag in Berlin mit, wo Lucke und seine Gegenspielerin Petry an einer Vorstandssitzung teilnahmen. Petry warf Lucke vor, durch die Vereinsgründung eine "neue Qualität der Konfrontation" eingeleitet zu haben.

Einer Umfrage zufolge glaubt nur eine Minderheit von 22 Prozent der Bundesbürger, dass die Partei noch eine Zukunft hat. In einer Forsa-Erhebung für das Magazin "Stern" gaben 68 Prozent der Befragten an, dass die AfD wie schon andere Parteien am rechten Rand wieder in der Bedeutungslosigkeit versinken werde.

Dass sich die AfD nach ihrem triumphalen Einzug ins Europaparlament im vergangenen Jahr sowie der Wahl in mehrere Landesparlamente nun selbst zu zerlegen droht, wird von anderen Parteien mit Wohlwollen betrachtet. "Diese Partei ist und bleibt ein Sammelsurium von Nationalisten, antieuropäischen, rechtspopulistischen und reaktionären Wirrköpfen", sagte SPD-Vize Ralf Stegner der "Rheinischen Post". (mit AFP)

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