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Aufschwung Ost? Jedenfalls nicht, wenn es um die Besetzung von Beamtenposten geht. Hier herrschen westdeutsche Beamte vor.

© dpa

Fünf neue Bundesländer: Osten wird von westdeutschen Beamten beherrscht

23 Jahre ist der Mauerfall her und dennoch sind im Osten von Deutschland immer noch die Mehrzahl der Beamten aus Westdeutschland. Politikwissenschaftler zeigen sich überrascht. Doch es steht ein großer Umbruch bevor.

Ostdeutschland wird auch 23 Jahre nach der Einheit von Beamten aus Westdeutschland dominiert. Dies zeigen jüngste Recherchen der Wochenzeitung "Die Zeit". Eine Erhebung unter den Ministerien und Staatskanzleien der fünf neuen Bundesländer ergab, dass drei Viertel aller Abteilungsleiter dort aus Westdeutschland stammen. Nur ein Viertel von ihnen wuchs in Ostdeutschland auf. „Das ist viel weniger, als ich gedacht hätte“, sagt Werner J. Patzelt, Politikwissenschaftler an der TU Dresden. „Ich hätte damit gerechnet, dass inzwischen mehr Einheimische in den Ministerien den Weg nach oben geschafft haben.“

Von den insgesamt 192 Abteilungsleitern in den ostdeutschen Landesministerien stammen 146 aus der alten Bundesrepublik. Am geringsten ist der Anteil der Abteilungsleiter mit Ost-Herkunft heute in Brandenburg (sieben von insgesamt 40 – also 18 Prozent). Es folgen Sachsen (neun von 44 Abteilungsleitern – 21 Prozent), Sachsen-Anhalt (neun von 40 Abteilungsleitern – 23 Prozent) und Thüringen (acht von 33 Abteilungsleitern – 24 Prozent). Die Landesministerien Mecklenburg-Vorpommerns ragen heraus: Immerhin 13 von 35 Abteilungsleitern dort (37 Prozent) sind in den neuen Ländern aufgewachsen.

„Wir beobachten, dass die Kabinette immer ostdeutscher werden. Offenbar gibt es in den Verwaltungen aber die größere Kontinuität“, sagt Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt. Vier der fünf ostdeutschen Regierungschefs sind in der DDR aufgewachsen. Nur Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering ist in Westdeutschland, im nordrhein-westfälischen Sprockhövel, geboren.

Sowohl in den Parlamenten als auch in den Verwaltungen steht laut Werner J. Patzelt ein großer Umbruch bevor. „Jetzt, nach fast 25 Jahren Einheit, verlassen die Älteren in großem Umfang die politische Bühne“, sagt er. „Wir sind genau in jener Phase eines kompletten Austauschs des politischen Personals, wie sie die Bundesrepublik Ende der 60er Jahre erlebt hat.“

Grundlage der Erhebung waren schriftliche Auskünfte aller fünf Regierungssprecher der beteiligten Bundesländer, die der "Zeit" vorliegen. Die Sprecher hatten darin jeweils die Daten von allen Ministerien und der betreffenden Staatskanzlei ausgewertet. Lediglich in Thüringen wurde aus technischen Gründen ein Ministerium nicht erfasst.

Quelle: Die Zeit

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