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Politik: Für die Rente zu jung, für die Firma zu alt

Berlin - Arbeiten bis 67? Selbst wenn sich Sozialminister Franz Müntefering (SPD) mit seinen forcierten Plänen durchsetzt, wird die längere Lebensarbeitszeit für die meisten Theorie bleiben.

Berlin - Arbeiten bis 67? Selbst wenn sich Sozialminister Franz Müntefering (SPD) mit seinen forcierten Plänen durchsetzt, wird die längere Lebensarbeitszeit für die meisten Theorie bleiben. Die Hälfte der deutschen Firmen beschäftigt inzwischen niemanden mehr, der älter als 55 ist. Die Wirklichkeit der Müntefering-Pläne betrifft also womöglich nur das Portemonnaie. Wer weiterhin mit 65 oder früher in den Ruhestand geht oder gehen muss, bekommt höhere Abschläge aufgebrummt. Experten reden deshalb von versteckten Rentenkürzungen.

Zwar hat der Minister versprochen, im Gegenzug die Beschäftigung Älterer zu fördern, doch konkret werden will sein Ministerium nicht. Die im Koalitionsvertrag angekündigte „Initiative 50 plus“ sei ein wichtiges Vorhaben des Hauses, sagte ein Sprecher. Mit Inhalt gefüllt werde die Ankündigung aber erst im Laufe des Jahres. Die skeptischen Gewerkschafter immerhin hat Müntefering im Boot. DGB- Chef Michael Sommer nahm am Montagabend das Angebot an, gemeinsam mit der SPD über die Beschäftigungssicherung Älterer nachzudenken – trotz seines Protests gegen die Rente mit 67.

Dass sich Unternehmer von der Politik ältere Belegschaften verordnen lassen, ist indessen kaum zu erwarten. Arbeitsrechtler fürchten das Gegenteil: Firmenchefs könnten darauf pochen, dass ihre Mitarbeiter weiterhin mit 65 in Rente gehen. Schließlich steht dies so in vielen Arbeitsverträgen. Die Folge für Beschäftigte: zweijährige Arbeitslosigkeit oder ein Rentenabschlag von 7,2 Prozent.

Auch angesichts solcher Aussichten müsse die Privatvorsorge dringend forciert werden, fordert der Rentenexperte Klaus Jaeger von der Berliner FU. Nötig sei mehr Aufklärung – und die stärkere Förderung niedriger Einkommen bei der Riester-Rente. Geringverdiener blieben bei der bisherigen Förderung weitgehend außen vor, obwohl sie zusätzliche Absicherung am nötigsten hätten, sagte Jaeger dem Tagesspiegel. Wer aber über 30 000 Euro im Jahr verdiene und keine Kinder habe, dem sei unter Renditegesichtspunkten schon jetzt zu anderen Vorsorgeformen zu raten.

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