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Politik: Für die Soldaten nicht das Beste

Wegen „unakzeptabler“ Zustände in einem Militärkrankenhaus ist US-Heeresminister Harvey gefeuert worden

Nun rollen die Köpfe, aber das hat den Skandal nur verschlimmert. Denn zunächst rollten die falschen. Seit Tagen berichtet die „Washington Post“ über empörende Zustände, denen verwundete Soldaten aus dem Irak und Afghanistan im legendären „Walter Reed“-Militärkrankenhaus in der amerikanischen Hauptstadt ausgesetzt sind. Schimmel und Löcher überziehen die Wände, Farbe und Tapeten blättern, Wasser dringt ein, die Möbel sind verschlissen.

Zum Wochenende hat der Zorn die Spitze der Regierung erreicht. Heeresminister Francis Harvey wurde gefeuert, Präsident George W. Bush änderte das Thema seiner sonnabendlichen Radioansprache und verschickte den Text noch vor Redaktionsschluss an die Samstagblätter. „Unakzeptabel“ seien die Verhältnisse, „ich werde das nicht dulden“.

Der Irakkrieg ist höchst unpopulär. Wenn es aber um die Versorgung der Soldaten geht, die Leben und Knochen riskieren, herrscht überwältigender Konsens, in der Nation wie in der politischen Klasse. „Nur die beste Versorgung ist gut genug“, sagt Bush. Dasselbe sagen die Demokraten. Beide Lager bewilligen dem Militär immer mehr Geld. Beim Präsidenten kommt hinzu: Die Soldatenfamilien sind die einzige Gruppe, die den Irakkrieg ziemlich geschlossen unterstützt.

Das Pentagon hatte ungeschickt reagiert. Am Donnerstag musste Krankenhauskommandeur General George Weightman gehen, mit der Interimsaufsicht betraute Heeresminister Harvey den Vorgänger Weightmans, General Kevin Kiley. Für die „Washington Post“ wurde der Bock zum Gärtner gemacht. Weightman war erst im August 2006 Chef geworden, Kiley hatte dem Blatt zufolge in den Jahren zuvor die Verwahrlosung zu verantworten. Er habe Berichte über die Zustände ignoriert, dem Kongress aber gesagt, die Pflege der Patienten habe höchste Priorität. Verteidigungsminister Bob Gates entließ nun Harvey wegen falschen Krisenmanagements. „Die Walter- Reed- Geschichte zeigt vor allem ein Führungsproblem.“

Gates’ Sprecher verbreiten als Signal ans Militär: „Ihr habt einen neuen Boss. Der verlangt, dass ihr euren Job gut macht.“ Sie betonen den Kontrast zu Gates’ Vorgänger Donald Rumsfeld, ohne ihn freilich beim Namen zu nennen. In Skandalen wie der Folteraffäre im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib seien unter Rumsfeld untere Dienstgrade zur Verantwortung gezogen worden. Gates feuere die Verantwortlichen ganz oben.

Neuer Krankenhauschef wird nun General Eric Shoomaker, der jüngere Bruder von Generalstabschef Peter Shoomaker. Er leitete bisher die Abteilung für medizinische Forschung der Armee in Fort Detrick, Maryland, wo auch das Programm zur Abwehr von Biowaffen beheimatet ist. Noch am Freitag wurde mit der Verlegung von Patienten aus den beschädigten Gebäuden des Krankenhauses begonnen, um die Renovierung einzuleiten. Auch dabei gab es Pannen: Einem Veteranen mit Gehproblemen wurde ein neues Zimmer in einem Obergeschoss in Fort Meade zugewiesen, ohne Aufzug.

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