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Politik: Für fünf Pfund ins Zentrum

Fachleute loben die Mautpflicht in London als Erfolg

Ein Jahr nach der Einführung der Londoner City Maut überlegt Londons Bürgermeister Ken Livingston, ob der gebührenpflichtige Straßenbereich ab 2006 verdoppelt werden soll. „Es war eine radikale Lösung für ein altes Problem, die das Leben einer Menge von Menschen verbessert“, urteilt er über die „Congestion Charge“. Die Kostenzone umfasst die Stadtzentren City und Westend und reicht vom Tower im Osten bis zum Buckingham Palace im Westen.

Statt kriechender Autoschlangen fließt der Verkehr nun spärlicher, aber flüssiger. Mindestens 400 000 Autofahrer sind auf Bus und Bahn umgestiegen, weil ihnen fünf Pfund Tagesgebühr (etwa acht Euro) zu teuer waren. „Keine Stadt der Welt hat einen solchen Wechsel geschafft“, sagt der Verkehrsexperte Professor David Begg, Vorsitzender einer Kommission, die eine landesweite Straßennutzungsgebühr fordert. Statistiker sprechen von 30 Prozent besserem Verkehrsfluss.

Profitiert haben vor allem die Busse. 1,1 Millionen Menschen zusätzlich benutzen die roten Londoner Busse. In der morgendlichen und abendlichen Rushhour werden 47 Prozent mehr Busfahrten angesetzt, wobei sich Busspuren, die Livingston vor Einführung der Maut anlegen ließ, als Erfolg erweisen. So gut wurden die Londoner vom Auto entwöhnt, dass im ersten Jahr statt der im voraus kalkulierten 140 Millionen Pfund nur 68 Millionen Pfund eingenommen wurden – ein Problem für die Mautgesellschaft „Capita“, die das System per Privat-öffentlicher Partnerschaft abwickelt. Technisch läuft das System gut: Alle Autos werden bei der Einfahrt in die Zone gefilmt, die Autonummern automatisch in Computer eingelesen und abends mit der Liste derer verglichen, die bezahlt haben. Die Gebühr ist im Voraus oder im Nachhinein bis Mitternacht des jeweiligen Tages zu zahlen, per SMS, im Internet, an Kiosken oder Automaten. Unzufrieden ist nur der Einzelhandel, der über Umsatzverluste klagt.

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