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Wladimir Putin und Olaf Scholz sind zu einem Treffen im Kreml zusammengekommen. Scholz traf den russischen Präsidenten zu Gesprächen über die Situation an der ukrainischen-russischen Grenze.

© picture alliance/dpa/Sputnik | Mikhail Klimentyev

Furcht vor DNA-Klau im Kreml: Darum lehnte Scholz den russischen Corona-Test ab

Olaf Scholz und Emmanuel Macron mussten bei Putin an einem sechs Meter langen Tisch Platz nehmen. Grund ist die Corona-Vorsicht des Russen. Eine Analyse.

Ein langer, langer Tisch – an dem die Gesprächspartner so weit auseinander sitzen, dass man sich instinktiv fragt, wie weit da Verständigung rein räumlich überhaupt möglich ist? Ein Bild für die Sprachlosigkeit zwischen Russland und den westlichen Politikern, die in diesen Tagen in den Kreml pilgern, um die Ausweitung des Kriegs in der Ukraine abzuwenden.

Die Distanz hat jedoch einen weiteren Grund: Misstrauen. Bei Wladimir Putins Besuchern im Kreml reist die Furcht vor DNA-Klau beim Corona-Test mit. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sich geweigert, vor seinem Treffen mit Wladimir Putin im Kreml einen Test bei den russischen Gastgebern zu machen.

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Bundeskanzler Olaf Scholz hielt es bei der Ankunft in Moskau genauso. Er ließ den PCR-Test, den der Kreml für den Zutritt verlangt, nach der Landung in Moskau von einer Ärztin der deutschen Botschaft vornehmen.

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Die russische Gesundheitsbehörde sei eingeladen worden, bei dem Test dabei zu sein, hieß es. Ein Testgerät sei aus Deutschland mitgebracht worden.

Paläste, Inneneinrichtung und die Sprache der Hegemonie

Scholz selbst, seine gesamte Delegation und die mitreisenden Journalisten - zusammen mehr als 50 Personen - mussten vor der Abreise aus Deutschland insgesamt drei negative PCR-Tests vorlegen.

Gespräche am langen Tisch: Der Abstand ist die Konsequenz aus der Weigerung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, vor dem Treffen mit Wladimir Putin im Kreml einen russischen PCR-Test zu machen.
Gespräche am langen Tisch: Der Abstand ist die Konsequenz aus der Weigerung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, vor dem Treffen mit Wladimir Putin im Kreml einen russischen PCR-Test zu machen.

© Sputnik/Kremlin via REUTERS

Der Bundeskanzler folgte Macrons Beispiel. Auch der hatte bei seinem Besuch im Kreml vor wenigen Tagen einen russischen PCR-Test abgelehnt. Die Folge waren die ins Auge fallenden Abstandsregeln bei dem Gespräch im Kreml. Putin und Macron nahmen an den Enden eines sechs Meter langen, weißen Tisches Platz. Bei der Pressekonferenz standen die Rednerpulte mehrere Meter voneinander entfernt.

Auch Olaf Scholz musste, wie Bilder vom Gespräch mit Putin zeigen, an dem sechs Meter langen Tisch Platz nehmen. Kremlsprecher Dmitri Peskow meinte, dass die Ablehnung des Tests keine Auswirkung habe auf die Gespräche im Kreml. Es gehe um reine Vorsichtsmaßnahmen, der Abstand zwischen Putin und Scholz sei deshalb größer als sonst üblich. „Aber das beeinflusst weder den Charakter des Treffens noch die Inhalte oder die Dauer.“

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Diese Bilder hatten Betrachtungen über Vorlieben für Paläste und ihre Inneneinrichtung ausgelöst. Über kulturelle Vorlieben und eine imperialistische Architektur. Russlands Außenminister Sergej Lawrow wurde bei seinem Gespräch mit Putin in der gleichen Inszenierung des langen Tischs gezeigt - wohl auch, damit der optische Unterschied zu den Ukraine-Beratungen mit Scholz und Macron nicht zu sehr ins Auge fällt.

Wenn nun aber mit den Kreml-Besuchen von Macron und Scholz die Sorge in den Fokus rückt, dass mit Körperflüssigkeiten, die Menschen für Corona-Tests abgeben, auch Missbrauch getrieben werden kann, hat das nicht nur Folgen für die hohe Politik. Die Bürger im Alltag werden sich diese Frage ebenfalls stellen. In Deutschland und Frankreich dürfte die Mehrheit darauf vertrauen, dass ihre Regierungen nicht darauf aus sind, verbotene Massendatenbanken anzulegen. Für Diktaturen gilt das nicht.

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