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Politik: Fußball-Skandal: Millionengewinne auf Wettscheinen

Polizei stellt bei Razzia Auszahlungsbelege sicher Profis von Hertha BSC bestreiten Verwicklung

Berlin Der Schiedsrichter-Skandal weitet sich aus. Bei der Razzia der Polizei am Freitagabend im Café King in Berlin-Charlottenburg sind Auszahlungsbelege für Sportwetten in Millionenhöhe gefunden worden. Nach Informationen des Tagesspiegel am Sonntag wurden in dem Lokal Scheine zur Auszahlung von Wettgewinnen in Höhe von einer Million Euro und von 1,7 Millionen Euro sichergestellt. Zuvor hatte der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer, der regelmäßig Gast in dem Café gewesen war, die Manipulation mehrerer Fußballspiele eingestanden und weitere Enthüllungen angekündigt.

Bei der Razzia beschlagnahmte die Polizei außerdem drei hochwertige Autos, darunter einen Mercedes der Luxusklasse. Zu den Fundsachen gehören nach Angaben aus Berliner Ermittlerkreisen ein Bestellschein für einen Ferrari, mehrere Plasma-Bildschirme sowie Bestellscheine für weitere hochwertige technische Geräte. Vier Männer – der 39-jährige Besitzer des Cafés, zwei seiner Brüder und der Geschäftsführer – wurden festgenommen. Ein Richter erließ am Samstagabend drei Haftbefehle wegen bandenmäßigen und gewerbsmäßigen Betrugs. Für wen der vier Festgenommenen die Haftbefehle ausgestellt sind, wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald, nicht sagen.

Am Samstag wurde der Verdacht der Manipulation auch gegen Berlins Fußball-Bundesligisten Hertha BSC erhoben. Die Vereinsführung bestritt jedoch eine Meldung des „Focus“, nach der drei Hertha-Profis in den Skandal verwickelt sein sollen. „Keiner unserer Spieler steht im Zusammenhang mit Wettmanipulationen“, sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß. Die Profis Nando Rafael, Josip Simunic und Alexander Madlung erklärten an Eides statt, nichts mit möglichen Wettmanipulationen zu tun zu haben. Die Vorwürfe beziehen sich auf das Zweitrundenspiel des DFB-Pokals am 22. September 2004. Hertha unterlag damals dem Regionalligisten Eintracht Braunschweig mit 2:3. Simunic und Rafael standen in der Anfangself, Madlung wurde in der 76. Minute für Rafael eingewechselt. Vier Minuten später erzielte er per Eigentor das 3:2 für die Eintracht.

Der Anwalt von Robert Hoyzer, Stephan Holthoff-Pförtner, erneuerte den Vorwurf, dass Spieler in den Skandal verwickelt seien. „Dabei bleibe ich“, sagte Holthoff-Pförtner dem Tagesspiegel. Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes sind nach Ansicht des Anwalts nicht verstrickt. Nach Informationen dieser Zeitung soll Hoyzer ausgesagt haben, dass zumindest kein Hertha-Spieler und auch kein Erstligaspieler beteiligt sei.

Der 19. Bundesliga-Spieltag fand am Samstag unter dem Eindruck der Manipulationsvorwürfe statt. In den Stadien wurden die Schiedsrichter meist fair behandelt, aber zeitweise auch verspottet. „Kroaten-Mafia DFB“, hieß es auf einem Plakat in Hamburg. „Schiri, wir wissen, dass Du Oddset spielst“, war in Bielefeld zu lesen. AG/ale/fmb/ide/klapp/tabu

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