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Politik: G-8-Gipfel: Das Millionen-Ding

Es war ein schwarzer Frauenslip, der den italienischen Ministerpräsidenten, Silvio Berlusconi, bei einem seiner Kontrollbesuche in Genua besonders störte. Die Angewohnheit der Genuesen, ihre Wäsche auf zwischen den engen Häusern gespannten Leinen zum Trocknen aufzuhängen, war nicht nach dem Geschmack des Hausherrn, der vor dem Eintreffen seiner Gäste noch mal schnell nach dem Rechten sehen wollte.

Es war ein schwarzer Frauenslip, der den italienischen Ministerpräsidenten, Silvio Berlusconi, bei einem seiner Kontrollbesuche in Genua besonders störte. Die Angewohnheit der Genuesen, ihre Wäsche auf zwischen den engen Häusern gespannten Leinen zum Trocknen aufzuhängen, war nicht nach dem Geschmack des Hausherrn, der vor dem Eintreffen seiner Gäste noch mal schnell nach dem Rechten sehen wollte.

Die Wäsche könnte einem der acht Regierungs- und Staatschefs nicht gefallen oder ein Sicherheitsrisiko für die Stadt darstellen, die sich seit Wochen vor dem G-8-Wirtschaftsgipfel von Freitag bis Sonntag in einer Art Belagerungszustand befindet - die Globalisierungsgegner haben einen Gegengipfel angekündigt. Der Bürgermeister hat inzwischen eine Verordnung erlassen, die das öffentliche Aufhängen von Wäsche während des Gipfels untersagt. Grafik: G8-Gipfel: Genua in Alarmbereitschaft Ohne Wäscheprobleme und sicher etwas vornehmer werden die Staats- und Regierungschefs logieren, die am Freitag den offiziellen Teil des G-8-Gipfels unter extremen Sicherheitsbedingungen eröffnen werden. Der Mangel an Fünf-Sterne-Hotels, die sich zur Not mit militärischen Mitteln verteidigen lassen, ist in der alten Hafenstadt Genua besonders groß, und die wenigen sind längst ausgebucht gewesen. In letzter Minute konnten die Italiener auf den nagelneuen Luxuskreuzer "European Vision" des franko-griechischen Reeders George Poulides aus der französischen Werft Atlantique zurückgreifen. Das Schiff liegt seit Montag in der roten Sicherheitszone im Hafen verankert. 600 Millionen Mark kostete dieses 251 Meter lange, bisher modernste Geschöpf der internationalen Kreuzschifffahrt. Auf zehn Decks können die Gäste spazieren, sie können sieben Bars aufsuchen, haben vier Restaurants und vier Schwimmbäder zur Verfügung, und auch eine Kletterwand fehlt selbstverständlich nicht.

Neben den 783 gewöhnlichen Kabinen verfügt das Schiff über 132 Suiten, von denen 24 für den Gipfel zu acht Präsidialappartments von je 60 Quadratmetern mit drei Privatterrassen umgebaut wurden. Allein die Verkabelung des Schiffes kostete sieben Millionen Mark und stellt seinen Gästen die sicherste und schnellste Kommunikation zur Verfügung. Der Mietpreis, gemeinsam mit der kleineren Schwester "Azur", auf der die Journalisten logieren, beträgt für die drei Tage des Gipfels stolze sechs Millionen Mark.

Obwohl insgesamt 18 000 Polizeikräfte die "rote Zone" rund um den Konferenzort abschirmen, Antiterror-Spezialeinheiten, Soldaten, Unterwassertaucher und 200 Boden-Luft-Raketen die "European Vision" mit den wichtigsten Regierenden der Welt gegen mögliche feindliche Übergriffe schützen, wird US-Präsident George Bush nicht auf ihr übernachten. Für seine Sicherheit übernehmen die Amerikaner die Verantwortung. Der Übernachtungsort des US-Präsidenten bleibt vorerst noch ein Geheimnis. Die CIA hatte im Vorfeld angekündigt, dass der internationale Terrorist Bin-Laden einen Angriff auf den Gipfel plane.

Ein Aufruf des Papstes für mehr soziale Gerechtigkeit und die Verantwortung der reichen Länder gegenüber den ärmeren stärkte den vielen katholischen Basisgruppen in aller Welt den Rücken, ihren Kampf gegen Welthunger und Waffenhandel zu verstärken. Priester und Nonnen werden sich unter die Globalisierungsgegner mischen, die den Genua-Gipfel zum jüngsten Ziel ihrer Proteste für eine bessere Welt ausgesucht haben.

Ruth Reimertshofer

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