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G-8-Gipfel: Im Zeichen des Nahost-Konflikts

Dem Thema Nahost kommt beim diesjährigen G-8-Gipfel eine wachsende Bedeutung zu. Für Gastgeber Russland gab es gleich zu Beginn eine Enttäuschung: Die USA blockieren weiterhin den Beitritt Moskaus zu der Welthandelsorganisation.

St. Petersburg - Trotz stundenlanger Verhandlungen konnten sich Russland und die USA überraschend nicht auf ein Abkommen verständigen, das Moskau den Weg in die Welthandelorganisation geebnet hätte. US-Präsident George W. Bush und sein russischer Kollege Wladimir Putin kündigten bei ihrem Treffen im Vorfeld des Gipfels am Samstag in St. Petersburg an, die Arbeit an dem Abkommen werde fortgesetzt. Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G8) begann unterdessen mit einem Abendessen.

In den vergangenen Tagen hatte es übereinstimmend geheißen, die Verhandlungen über ein bilaterales WTO-Abkommen zwischen Moskau und Washington stünden kurz vor dem Abschluss. Nach einer nächtlichen Marathonsitzung teilten die Verhandlungsführer dann mit, es gebe keine Einigung. Das Abkommen sei «fast» fertig, sagte Bush nach einem Gespräch mit Putin. Es bleibe aber «noch Arbeit zu tun». Putin betonte, trotz der freundschaftlichen Beziehungen zu den USA werde Russland bei den Verhandlungen weiter seine nationalen Interessen verteidigen.

Nach Angaben der US-Handelsbeauftragten Susan Schwab gab es bei den Verhandlungen noch Probleme bezüglich des Agrarsektors. Es seien aber große Fortschritte erzielt worden. «Es ist nur noch eine Frage von Wochen.» Dagegen betonte der Verhandlungsführer der russischen Seite, Maxim Medwedkow, gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax: «Ein Abkommen wird weder heute noch in den kommenden Wochen unterzeichnet.» Für den Beitritt Russlands zu der 149 Mitglieder zählenden WTO, den Moskau bereits 1993 beantragt hatte, fehlt nur noch ein bilaterales Abkommen mit den USA.

Unterdessen wurde dem Thema Nahost in den G-8-Delegationen eine wachsende Bedeutung auf der Gipfel-Tagesordnung eingeräumt. Der britische Premier Tony Blair verlangte nach Angaben eines Sprechers ein Einschreiten der G8. «Hier sollte nicht nur geredet werden. Hier sollte ein Plan festgelegt werden, der hilft, die Lage zu entspannen.» Die USA wollen nach Angaben des nationalen Sicherheitsberaters Stephen Hadley erreichen, dass die radikalislamische Hisbollah, die radikale Palästinenserorganisation Hamas, Iran und Syrien für die Krise verantwortlich gemacht werden. Er räumte zugleich ein, dass es in dieser Frage Differenzen mit den Partnerländern der G8 gebe.

Ungeachtet eines Demonstrationsverbots versammelten sich am Morgen etwa hundert Anhänger kommunistischer Organisationen im Zentrum von St. Petersburg, um gegen den G-8-Gipfel zu protestieren. Einige Unterstützer der oppositionellen Bürgerfront des früheren Schach-Meisters Garry Kasparow schlossen sich dem Protest an. Die Polizei forderte die Demonstranten auf, ihre Kundgebung vier Kilometer weiter weg abzuhalten. Dabei kam es zu einem Gerangel zwischen Polizisten und Demonstranten. Rund ein Dutzend Demonstranten wurden festgenommen. (tso/AFP)

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