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G8: Gipfel der großen Erwartungen

Unter großem Erfolgsdruck beginnt morgen im schottischen Luxushotel Gleneagles der diesjährige G8-Gipfel, das teuerste Politikertreffen der britischen Geschichte.

London (05.07.2005, 15:45 Uhr) - Die Staats- oder Regierungschefs der sieben größten Industrieländer und Russlands (G8) beraten bis Freitag vor allem über Entwicklungshilfe und Klimaschutz. Besonders das Thema Entwicklungshilfe steht seit den Live-8-Konzerten am vergangenen Samstag im Blickpunkt der weltweiten Öffentlichkeit.

Die britische Regierung warnte am Dienstag bereits vor zu hohen Erwartungen. An Bob Geldof, den Initiator des Konzertmarathons gerichtet, sagte Finanzminister Gordon Brown: «Ich weiß, dass Sie sagen werden, wir sollten mehr tun und dass das, was wir erreichen, nicht gut genug ist.» Großbritannien könne zwar vieles anstreben, sei aber letztlich abhängig von dem, was gemeinsam erreicht werde. Geldof fordert unter anderem Sonderhilfen für die ärmsten Länder in Höhe von 50 Milliarden Dollar und einen faireren Welthandel.

Nach Berichten britischer Zeitungen ist das Verhältnis zwischen dem britischen Premierminister Tony Blair und dem französischen Präsidenten Jacques Chirac kurz vor dem Gipfel so schlecht wie noch nie. Blair hat sich demnach sehr über die Britenwitze geärgert, mit denen Chirac am Sonntag den russischen Präsidenten Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder unterhalten haben soll. Chirac wurde unter anderem mit den Worten zitiert: «Man kann keinen Leuten trauen, die eine so schlechte Küche haben: Nach Finnland ist es das Land, wo man am schlechtesten isst.»

Offenbar in Anspielung darauf sagte Blair bei einer Pressekonferenz in Singapur, er wolle sich bewusst vorsichtig ausdrücken, weil er in Gleneagles bald «in der Gegenwart sehr diplomatischer Leute sein» werde. Auch Blairs Verhältnis zu Schröder hat sich seit dem gescheiterten EU-Gipfel in Brüssel stark abgekühlt. Die britische Regierung befürchtet deshalb nach Informationen mehrerer Zeitungen, dass Chirac und Schröder schon deshalb nicht daran interessiert sind, den Gipfel zu einem großen Erfolg werden zu lassen.

Beim Thema Klimaschutz wiederum muss Blair mit dem Widerstand von US-Präsident George W. Bush rechnen. Auf die Frage, ob er sich bei seinem treuen Verbündeten Blair nicht mal revanchieren müsse, antwortete Bush in einem Interview des britischen Fernsehens, solche Gefälligkeiten kämen für ihn nicht in Frage, er vertrete die Interessen Amerikas.

Der Schauplatz des Politikertreffen, das Hotel Gleneagles, wird von 10.000 Polizisten bewacht und ist mit einem acht Kilometer langen Zaun abgesperrt worden. Die Polizei befürchtet nach eigenen Angaben gewalttätige Ausschreitungen wie am Montag in Edinburgh. Nach Zusammenstößen mit der Polizei waren rund 90 Demonstranten festgenommen worden. Maximal 5000 Demonstranten sollen die Erlaubnis bekommen, in der Nähe des Hotels eine Kundgebung abzuhalten. (tso)

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