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Politik: Gastgeber und Vermittler

Tschechiens Präsident Havel redet den Nato-Partnern ins Gewissen

Eine Galerie voller Fotos vom 11. September hat sich Vaclav Havel für seine außenpolitische Abschiedsrede ausgesucht. Das europäisch-amerikanische Verhältnis stand im Zentrum dessen, was seine Berater „den Schwanengesang“ des im Februar nächsten Jahres aus dem Amt scheidenden tschechischen Präsidenten nennen. Sein Testament: Die Europäer sollten sich daran erinnern, wie die Vereinigten Staaten in zwei Weltkriegen die „alte Welt“ retteten. Daher sollte Europa „ein gewisses Verständnis für gelegentliche Rücksichtslosigkeit, Tolpatschigkeit oder Überheblichkeit“ Washingtons zeigen.

„Es ist nicht sehr weise, unseren eigenen Spiegel anzuklagen", sagte Havel bei seiner Rede vor einer Aspen-Tagung zum Auftakt des Prager Nato-Gipfels. Umgekehrt möge Amerika hinter dem „zeternden Hühnerhaufen", dem Europa gelegentlich gleiche, den Kontinent erkennen, der ihm „spirituell am nächsten“ sei. Ein Kontinent freilich mit Grenzen. Russland liege jenseits der „logischen Grenzen“ der Nato und wäre als Mitglied eine Schwächung aller Beteiligten, so Havel.

Das Bündnis müsse sich „viel eindeutiger und viel schneller“ umwandeln. Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden seien nötig, die Nato dürfe nicht länger eine „große, aber irgendwie leere Struktur voller Kommandeure ohne Truppen“ sein.

Auch über präventive Schläge dachte Havel am Mittwoch in seiner letzten großen internationalen Rede nach. München 1938, Bosnien und Kosovo, das waren die Argumente des 66-jährigen tschechischen Präsidenten dafür. Prag 1968, der Einmarsch des Warschauer Paktes, das war Havels Argument gegen Supermächte, die „brüderliche Hilfe“ leisten wollen – oder zumindest so tun, als wäre das ihr Ziel.

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