zum Hauptinhalt
Israel

© AFP

Gaza: Israel mobilisiert 6500 Reservisten

Die Kampfhandlungen im Gazastreifen dauern an. Israel bringt Soldaten und Panzer in die Grenzregion. Außerdem zerstört das israelische Militär jetzt systematisch Schmugglertunnel, die entlang der Grenze vom Gazastreifen zu Ägypten gebaut worden sind.

Bei den israelischen Luftangriffen auf Ziele der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben bislang mindestens 300 Menschen getötet worden. Rund 180 der Opfer seien Mitglieder militanter Palästinenserorganisationen gewesen, sagte der Sprecher der palästinensischen Gesundheitsbehörde in Gaza. Unter den restlichen Opfern seien auch Frauen und Kinder. Nach Angaben des Sprechers wurden zudem mehr als 900 Menschen während der Luftangriffe verletzt.

Israel und die militanten Palästinenserorganisationen haben am Sonntag trotz aller Aufrufe zum Ende der Gewalt ihre Angriffe fortgesetzt. Mehr als 40 Raketen und Mörsergranaten schlugen nach Angaben einer israelischen Armeesprecherin auf israelischem Boden ein. Die Raketen haben inzwischen eine immer größere Reichweite. Erstmals schlugen zwei sogenannte Grad-Raketen rund 30 Kilometer nördlich des Gazastreifens nahe der Hafenstadt Aschdod ein. Ein Israeli war am Samstag bei einem Raketenangriff getötet worden. Israel will mit dem Militäreinsatz den Raketenbeschuss auf seine Grenzstädte auf ein Minimum reduzieren. Die Palästinenser wollen mit den Angriffen Israel zwingen, die Blockade des Gazastreifens zu beenden und alle Grenzübergänge unbefristet zu öffnen.

Israel beschießt Schmugglertunnel entlang des Gazastreifens

Israelische Kampfflugzeuge haben am Sonntag auch Schmugglertunnel beschossen, die unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten entlangführen. Rund 40 Tunnel seien bombardiert worden, sagte eine Armeesprecherin auf Anfrage. Zuvor hatten palästinensische Augenzeugen berichtet, dass israelische Kampfflugzeuge ein schmales Stück unbewohntes Land an der Grenze zwischen dem Gazastreifen zu Ägypten beschossen hatten. Bei dem Angriff sei niemand verletzt worden.

Unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten sind nach palästinensischen Angaben rund 600 Tunnel gegraben worden. Mehr als hundert weitere werden derzeit noch gebaut. Die Palästinenser schmuggeln vor allem Zigaretten, Treibstoff, Kleidung sowie elektrische Geräte. Der Grund für die Tunnelwirtschaft ist, dass Israel den Gazastreifen wegen des fortwährenden Raketenbeschusses weitgehend abgeriegelt hat und es bis auf sechs Grundnahrungsmittel an allen anderen Waren mangelt. Nach Schätzungen der israelischen Armee handelt es sich um rund 200 bis 300 Tunnel, die in einem rund zehn Kilometer breiten Abschnitt zwischen dem ägyptischen und palästinensischen Teil der Grenzstadt Rafah gegraben worden sind. Israel wirft der radikalislamischen Hamas vor, durch diese Tunnel auch Raketen, Waffen und Bargeld zu schmuggeln.

Fünf israelische Kampfflugzeuge haben am Sonntag nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen den Luftraum über dem Nachbarland Südlibanon verletzt. Das Geschwader sei vom grenznahen Bint Dschbeil zum Mittelmeerhafen Tyrus geflogen, hieß es weiter aus Beirut. Vor dem Hintergrund der massiven israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen wurde die Lage im südlibanesischen Grenzgebiet zu Israel als gespannt beschrieben. Radikal-schiitische Hisbollah-Milizen hatten von hier aus im Juli 2006 zwei israelische Soldaten von der anderen Seite der Grenze verschleppt und damit einen 33-tägigen Krieg mit Israel ausgelöst.

Verteidigungsminister droht mit Bodenoffensive

Im Kampf gegen die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen richtet sich Israel auf eine längere Militäroffensive ein und bereitet auch eine Bodenoffensive vor. Israels amtierender Ministerpräsident Ehud Olmert bat die Bevölkerung um Geduld, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen.

Die israelische Armee hat damit begonnen, Panzer und Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen zusammenzuziehen. In der Nähe des Übergangs Eres fuhren am Sonntag mindestens 16 Panzer begleitet von Militärtransportern auf. Weitere wurden auf Militärtransportern in die Region gebracht. Rund fünfzig Kilometer davon entfernt sollen rund ein Dutzend Panzer stehen. Außerdem wurden Armeezelte aufgebaut. Auch Truppentransporter waren zu sehen, berichten Fotografen. Die Regierung hatte am Sonntag beschlossen, mehr als 6500 Reservisten zu mobilisieren.

Verteidigungsminister Ehud Barak hatte zuvor den Militanten im Gazastreifen gedroht, dass Israel mit Bodentruppen einmarschieren werde, wenn dies notwendig sei. Israel will mit seiner Offensive die ständigen Angriffe militanter Palästinenser mit selbst gebauten Raketen auf das israelische Grenzgebiet unterbinden. (sp/dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false