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Gaza-Krieg: Amnesty wirft Israel und Hamas Kriegsverbrechen vor

Israel habe den palästinensischen Gazastreifen während des Krieges Ende vergangenen Jahres mutwillig zerstört, behauptet Amnesty International. Aber auch die radikal-islamische Hamas soll Kriegsverbrechen in Israel begangen haben.

"Ein großer Teil der Zerstörungen im Gaza-Streifen war mutwillig und gezielt", urteilt Amnesty in dem Bericht. "Davon wurden viele Aktionen auf eine Weise und unter Umständen ausgeführt, die darauf schließen lassen, dass keine militärische Notwendigkeit vorlag." Damit habe Israel das internationale Kriegsrecht gebrochen.

Dem Bericht zufolge wurden in den Auseinandersetzungen rund 1400 Palästinenser getötet, darunter 300 Kinder und mehrere Hundert Zivilisten. Die Zahlen stimmen weitgehend mit den Angaben des von Hamas geführten Gesundheitsministeriums und dem unabhängigen Palästinensischen Zentrum für Menschenrechte überein. Die israelische Armee gab die Zahl der Todesopfer mit 1166 an, darunter 295 Zivilisten. Auf israelischer Seite wurden 13 Menschen getötet, darunter drei Zivilisten.

Amnesty wirft Hamas vor, mit ihren Raketenangriffen auf israelische Städte Angst und Schrecken verbreitet zu haben. Die Raketen seien willkürlich abgeschossen worden. Das ist nach Völkerrecht verboten. Israel hatte seine kriegerischen Handlungen damit begründet, den Raketenbeschuss beenden zu wollen.

Amnesty sah jedoch keine Belege dafür, dass die islamistischen Extremisten während der Angriffe palästinensische Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht hätten.

Als Fazit seiner Aufarbeitung fordert Amnesty ein internationales Waffenembargo gegen Israel und die im Gaza-Streifen herrschende Hamas. Außerdem müssten die Verantwortlichen vor Gericht gebracht werden.

Die Offensive "Gegossenes Blei" bezeichnet die Menschenrechtsorganisation als bisher einmalig. Etwa 300 Kinder und Hunderte unbewaffnete Zivilisten, die nicht an den Kämpfen teilnahmen, seien getötet worden. In den meisten Fällen habe Israel hochpräzise Waffen eingesetzt, häufig mit Hilfe unbemannter Flugzeuge (Drohnen). In anderen Fällen seien Zivilisten von Panzergranaten getötet worden. Erstmals habe Israel in dicht bewohnten Gebieten in Gaza auch Phosphorbomben eingesetzt.

"Der Tod so vieler Kinder und anderer Zivilisten kann von Israel nicht einfach als Kollateralschaden abgetan werden", sagte Donatella Rovera von Amnesty, die ein Untersuchungsteam in Gaza und im südlichen Teil Israels leitete. "Viele Fragen über diese Angriffe müssen noch beantwortet werden."

Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, dpa, sp, 2.7.2009

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