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Gaza: Offensive wird fortgesetzt

Die israelische Armee hat am Morgen erneut ein Mitglied des bewaffneten Arms der radikalislamischen Hamas getötet. Die Zahl der Opfer durch die Großoffensive im Gazastreifen hat sich inzwischen auf 36 erhöht.

Gaza - Ein Kampfflugzeug habe in der Stadt Gaza eine Rakete auf ein Auto abgefeuert, in dem ein örtliches Mitglied der Essedin-al-Kassam-Brigaden gefahren sei, berichteten Rettungskräfte. Vier weitere Personen seien dabei verletzt worden. Das Opfer sei für die Herstellung von Waffen verantwortlich gewesen.

Bei der Großoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen sind innerhalb von drei Tagen mindestens 36 Menschen getötet worden. Bei einer Demonstration vor einer Moschee im Ort Beit Hanun erschossen Soldaten am Freitag vier Demonstranten, mehr als 25 weitere wurden verletzt. In dem Gotteshaus hatten sich etwa hundert teilweise radikale Palästinenser verschanzt. Rund 15 Kämpfer wurden in einer gewagten Aktion von 200 Frauen aus der Moschee eskortiert. Bei einem gezielten Luftangriff auf ein Fahrzeug im Osten der Stadt Gaza wurden nach Angaben von Ärzten vier Mitglieder des bewaffneten Arms der radikalislamischen Hamas-Organisation getötet.

Bei der am Mittwoch begonnenen Offensive in Beit Hanun, mit der die Armee den Beschuss von Zielen in Israel zu unterbinden versuchte, hatte die israelische Armee nach Zeugenaussagen im Zuge der Offensive alle Männer in der Stadt im Alter zwischen 16 bis 45 Jahren aufgefordert, sich in einem Stadion zu versammeln. Etwa hundert von ihnen, unter anderem Hamas-Kämpfer, verschanzten sich demnach am Donnerstag in der Nasser-Moschee. Bei erneuten Angriffen der israelischen Armee starb am Abend ein fünfter Palästinenser.

Menschliche Schutzschilde eskortieren Kämpfer aus Moschee

Zuvor hatten etwa 400 Menschen an einem Eingang des Gotteshauses demonstriert, vor dem israelische Truppen postiert waren. Vier Palästinenser, davon zwei Frauen, wurden getötet, als die Soldaten das Feuer eröffneten. Die Armee setzte zwei Hubschrauber und Panzer ein. Unter den Toten befand sich ein palästinensischer Journalist, der für lokale Medien arbeitete, wie Rettungskräfte mitteilten. Etwa 200 verschleierte Palästinenserinnen betraten anschließend die Moschee und eskortierten als menschliche Schutzschilde die Kämpfer in ihrer Mitte aus dem Gebäude.

Wie Augenzeugen berichteten, wurden vier Männer in Gaza von einer Rakete getroffen, als sie mit ihrem Auto vor einer Moschee hielten, um zum Beten zu gehen. Unter den Getöteten sei ein örtlicher Anführer der Essedin-al-Kassam-Brigaden. Ein Sprecher der bewaffneten Hamas-Gruppe kündigte Vergeltung an. Ein weiteres Hamas-Mitglied tötete die Armee nach israelischen Angaben in Beit Hanun. Ein vierjähriger Junge erlag seinen am Mittwoch in Beit Hanun erlittenen Verletzungen.

Al-Aksa-Angehöriger getötet

In Beit Lahja wurde ein Angehöriger der Fatah-nahen Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden beim Beschuss seines Fahrzeugs getötet. Ein zweites Mitglied der Gruppe wurde in dem Wagen verletzt. In Rafah im Süden des Gazastreifens starb ein Mitglied der Essedin-al-Kassam-Brigaden, wie Augenzeugen berichteten. Mindestens zwei Palästinenser starben bei Luftangriffen auf Dschabalija.

Am Donnerstag waren bei der Offensive in Beit Hanun und bei zwei Luftangriffen auf Dschabalija insgesamt sieben Palästinenser getötet worden, darunter auch zwei Zivilisten. Nach israelischen Angaben waren die beiden Zivilisten verantwortlich für den jüngsten Raketenbeschuss auf die südisraelische Stadt Sderot. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas appellierte erneut an die internationale Gemeinschaft, sich für ein Ende der israelischen Offensive im Gazastreifen einzusetzen.

USA bedauern Tötung palästinensischer Zivilisten

Die USA äußerten Bedauern über die Tötung palästinensischer Zivilisten im Gazastreifen. Zugleich verteidigte Washington jedoch das Vorgehen der israelischen Armee als Maßnahme zum Selbstschutz. Dass unschuldige Menschen getötet würden, sei "eine wahre Tragödie", sagte der Sprecher des US-Außenamtes, Sean McCormack, in Washington. Darüber dürfe aber nicht vergessen werden, dass die Lage sich "ursprünglich dadurch entwickelt" habe, dass "Terroristen" fortwährend Raketen auf Israel abgefeuert hätten. Israel habe nun lediglich Maßnahmen zur Selbstverteidigung ergriffen.

Im Westjordanland blieben Schulen und Geschäfte aus Solidarität mit den Opfern im Gazastreifen geschlossen. Die Al-Aksa-Brigaden, der bewaffnete Arm der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, hatte zu dem Streik aufgerufen. (tso/AFP)

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