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Gaza Clashes

© AFP

Gazastreifen: Blutige Zusammenstöße unter Palästinensern

Es sollte ein Gedenken an Jassir Arafat werden und endete in einem Blutbad. Bei einer Veranstaltung der Fatah-Bewegung eröffneten Polizisten der Hamas das Feuer auf die Teilnehmer und töteten acht Menschen. Mindestens 150 weitere wurden verletzt.

Bei Zusammenstößen auf einer Gedenkveranstaltung zum dritten Todestag von Palästinenserpräsident Jassir Arafat sind in Gaza nach Krankenhausangaben acht Menschen getötet worden. Polizisten und bewaffnete Anhänger der radikalen Palästinenserbewegung Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, eröffneten Zeugenberichten zufolge das Feuer auf die Teilnehmer der Veranstaltung. Hunderttausende hatten Arafat gedacht, der am 11. November 2004 bei Paris gestorben war. Experten bezeichneten die große Beteiligung als Signal der "Wut des Volkes" gegen die Spaltung der Palästinenserbewegung.

Die Ausschreitungen hätten am Ende der Gedenkfeier begonnen, sagten die Augenzeugen. Die Arafat-Anhänger hätten die aufmarschierten Hamas-Polizisten mit Rufen wie "Mörder, Schiiten" beleidigt. Daraufhin hätten diese in die Menge gefeuert. Unter den Verletzten seien mehrere Frauen und Kinder. Im palästinensischen Fernsehen wurden Bilder von Hamas-Anhängern gezeigt, die einen Demonstranten mit Knüppeln niederschlugen.

500.000 Teilnehmer der Kundgebung

Die Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, die nach Kämpfen Mitte Juni von der Hamas aus dem Gazastreifen verdrängt wurde, gab bekannt, mehr als 500.000 Menschen hätten an dem Gedenken für Arafat teilgenommen, der den Palästinensern weiterhin als Symbol des Unabhängigkeitskampfes und der Einheit gilt. Das sei die größte Versammlung im Gazastreifen seit der Gründung der Autonomiebehörde 1994 gewesen. Abbas hatte bereits vor der Veranstaltung eine Rede verlesen lassen, in der er die Hamas aufforderte "ihre Verbrechen einzustellen". Die Hamas habe mit ihrer Machtübernahme im Gazastreifen am 15. Juni einen "Putsch" begangen. Sie solle "das rückgängig machen und ihre kriminelle Aktivität beenden".

Für das Gedenken an Arafat waren die Menschen aus allen Orten des Gazastreifens in Gaza zusammengeströmt. Sie schwenkten gelbe Fahnen der Fatah, die einst von Arafat gegründet worden war. "Wir werden nie unseren Vater und Märtyrer Abu Ammar vergessen", stand auf einem Transparent, das den Kampfnamen Arafats benutzte. Das palästinensische Fernsehen sprach von einem "Marsch der Millionen" und bezeichnete die rege Beteiligung als Zeichen der Unterstützung für Palästinenserpräsident Abbas und der Ablehnung der Hamas.

"Botschaft der Wut"

Die Versammlung sei "eine Botschaft der Wut des palästinensischen Volkes und der Fatah-Sympathisanten angesichts der inneren Zerstrittenheit der Palästinenser und eine Ablehnung der Machenschaften der Hamas", urteilte der Politologe Mucheimar Abu Saada von der El-Ashar-Universität in Gaza.

Die Hamas hatte in den vergangenen Wochen jegliche Versammlungen von Fatah-Anhängern im Gazastreifen strikt unterbunden, selbst gemeinsame Freitagsgebete im Freien wurden verhindert. Anlässlich von Arafats Todestag sah sich die Bewegung aber offenbar genötigt, eine Kundgebung zu genehmigen, da der legendäre PLO-Chef im palästinensischen Volk weiter verehrt wird. (mit AFP)

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