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Im Kampf getötet: Leutnant Hadar Goldin.

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Update

Gazastreifen: Vermisster Israeli starb im Kampf

Hadar Goldin ist nicht von der Hamas verschleppt worden. Der israelische Soldat kam bei Kämpfen im Gazastreifen ums Leben. Das Land hatte mit massiven Vergeltungsangriffen auf die vermutete Entführung reagiert.

Der Leutnant sei am 1. August beim Kampf im Gazastreifen ums Leben gekommen, teilte das israelische Militär in der Nacht auf Sonntag mit. Israel hatte zunächst militante Palästinenser verdächtigt, den Soldaten verschleppt zu haben. Die radikal-islamische Hamas bestritt jedoch, Kenntnis über seinen Aufenthalt zu haben.

Auf die vermutete Entführung hatte die Armee mit massiven Vergeltungsangriffen reagiert. Ganze Truppenformationen durchkämmten am Samstag im südlichen Gazastreifen Häuser und verdächtige Orte, unterstützt von massivem Artilleriefeuer, berichtete die israelische Tageszeitung „Haaretz“. Eine Militärsprecherin bestätigte, dass Israel in 24 Stunden 200 Ziele in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer angegriffen hat. Seit Israel eine „intensive Suche“ nach dem 23-jährigen Vermissten angekündigt hatte, wurden bei Angriffen auf das Küstengebiet mehr als hundert Palästinenser getötet.

Israel hat die dreitägige Waffenruhe mit den Hamas nach nur wenigen Stunden für beendet erklärt.
Israel hat die dreitägige Waffenruhe mit den Hamas nach nur wenigen Stunden für beendet erklärt.

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Böse Erinnerungen werden wach

In Israel wurden böse Erinnerungen wach an die bisher letzte Entführung eines Soldaten durch die Hamas im Juni 2006, auf die ein fünfmonatiger Militäreinsatz im Gazastreifen folgte. „Wenn wir den Soldaten nicht binnen weniger Stunden zurückbekommen, werden wir Gaza plattmachen“, sagte Danny Danon von der regierenden Likud-Partei der Nachrichtenseite „ynet“. Er hatte allerdings unmittelbar vor der Bodenoffensive wegen radikaler Äußerungen das Amt des Vize- Verteidigungsministers verloren. Dennoch spiegeln seine Äußerungen die Stimmung von Wut und Verzweiflung in Israel wider.

Die Entführung des Soldaten Gilad Schalit ist für Israelis noch immer eine Art kollektives Trauma. Mehr als fünf Jahre war er in der Gewalt der Hamas. Nach jahrelangen Verhandlungen kam der inzwischen als nationale Ikone bekannt gewordene Schalit schließlich 2011 frei. Der Preis war für Israel jedoch schmerzhaft hoch: Mehr als tausend palästinensische Häftlinge musste es im Gegenzug für ihn freilassen. Angesichts heftiger öffentlicher Kritik an dem Tauschhandel will Israels Regierung ein Gesetz durchsetzen, das die künftige Freilassung von Terroristen verhindern soll.

Kurz nach dem höchst umstrittenen Tauschhandel 2011 schrieb ein Kommentator der Zeitung „Haaretz“: „Nach der Entführung von Schalit sehen einige israelische Offiziere einen toten Soldaten als besser an als einen entführten.“ Das Militär habe nach dem Vorfall das umstrittene sogenannte „Hannibal-Protokoll“ in einer überarbeiteten Form wieder eingeführt. Kommandeure sollen demnach bei einer befürchteten Entführung alles unternehmen, um sie zu vereiteln, selbst wenn es das Leben des Soldaten in Gefahr bringt.

Netanjahu: Fortsetzung der Gaza-Offensive bis zum Erreichen der Ziele

Die israelischen Streitkräfte werden so lange im Gazastreifen bleiben, bis sie alle ihre Ziele erreicht haben. Dies sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Samstagabend auf einer Pressekonferenz in Tel Aviv, dreieinhalb Wochen nach Beginn der israelischen Militäroffensive. „Wir sind dabei, die Zerstörung der Tunnel zu vollenden. Die Armee wird so lange im Einsatz sein, bis sie ihre Arbeit getan hat“, führte er aus.
Nach der Zerstörung der Angriffstunnel der radikal-islamischen Hamas werde Israel die Lage neu bewerten und weitere Schritte entsprechend seinen Sicherheitsbedürfnissen unternehmen, fügte Netanjahu hinzu.
Mit Blick auf einen seit Freitag vermissten, möglicherweise von der Hamas entführten Soldaten sagte er: „Israel wird alles Menschenmögliche tun, um seine vermissten Soldaten wieder nach Hause zu bringen.“ Israel hatte am Samstagabend damit begonnen, einige Truppen aus den Wohngebieten im Gazastreifen zurückzuziehen. Die Grenze zu Israel überquerten sie dabei noch nicht, wie israelische Medien berichteten.
Dennoch könnte es sich um erste Anzeichen für ein Zurückfahren der Offensive handeln. Wie die Medien berichten, könnte das Militär innerhalb der nächsten 24 Stunden den Vollzug der vollständigen Zerstörung der Hamas-Tunnel bekanntgeben. (dpa/rtr/AFP)

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