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Gedenken: Ehrenmal für tote Soldaten

Das Bundeswehr-Ehrenmal erinnert an getötete Soldaten. Bis zur Grundsteinlegung war es ein schwieriger Weg.

Berlin - Eine anonyme Totenehrung zum Volkstrauertag – darauf beschränkte sich bisher das offizielle Gedenken an ums Leben gekommene Soldaten und Zivilangehörige der Bundeswehr. Nun sollen sie in einem Ehrenmal „einen Namen bekommen“. Seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 sind es mehr als 2900 Namen geworden. 76 von ihnen starben bei Auslandseinsätzen, viele andere wurden das Opfer von Unfällen.

Vom Sommer 2009 an soll das Bundeswehr-Ehrenmal in Berlin für Hinterbliebene der Opfer, aber auch für jeden interessierten Besucher frei zugänglich sein. „Die Forderung nach Tapferkeit schließt auch die Bereitschaft ein, das Teuerste zu geben was man hat, das eigene Leben“, sagte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) am Donnerstag bei der Grundsteinlegung im Bendlerblock am Berliner Sitz des Ministeriums.

Das Ehrenmal nach den Plänen des Münchner Architekten Andreas Meck wird ein Bau aus Stahlbeton, umhüllt von einer Bronzehaut, aus der halbe Ovale ausgestanzt sind. Diese sind den Erkennungsmarken von Soldaten nachempfunden. Im Inneren ist ein in Schwarz gehaltener Raum der Stille vorgesehen, wo Blumen niedergelegt werden können. Änderungen am ursprünglichen Entwurf verzögerten den Baubeginn und ließen die Kosten auf vier Millionen Euro steigen.

Andere Länder wie Frankreich und Italien haben schon lange eine zentrale Erinnerungsstätte für ihre gefallenen Soldaten. In Deutschland gibt es zentrale Gedenkstätten für im Dienst umgekommene Bundeswehrsoldaten bislang nur für die Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine – sie sind auf abgelegene Standorte in Bayern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein verteilt. Außer bei der Linken, die darin eine „unreflektierte Überhöhung kriegerischer Gewalt“ sieht, war sich die deutsche Politik über die Notwendigkeit eines zentralen Berliner Ehrenmals einig. Streit entzündete sich an der konkreten Standortfrage. Viele Parlamentarier forderten, die Gedenkstätte nicht auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums zu errichten, sondern in der Nähe des Bundestags. Schließlich seien es die Abgeordneten, die die Soldaten in gefährliche Auslandseinsätze schicken. Doch dieser Argumentation widersprach Minister Jung vehement. Seiner Ansicht nach soll sich das Ehrenmal nicht auf diejenigen beschränken, die im Auslandseinsatz getötet werden. Es soll an alle 2900 Bundeswehrangehörigen – auch die Zivilisten – erinnern, die in Ausübung ihrer Pflicht ums Leben kamen. Und das Ministerium sei nun mal jener Ort in Berlin, „der wie kein anderer für die Bundeswehr steht“.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Rainer Stinner sagte dem Tagesspiegel: „Das Ehrenmal steht am falschen Ort. Es gehört an den Bundestag, der das meistbesuchte Parlament der Welt ist. Das Gedenken an die gefallenen Soldaten muss mehr Öffentlichkeit erreichen und stärker ins Bewusstsein der Menschen kommen, als es der Standort am Bendlerblock ermöglicht.“ Auch der Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), sagte in der ARD, die Soldaten hätten sich einen prominenteren Platz gewünscht. Der kritische Offiziersverband „Darmstädter Signal“ die „Wartehalle im Großformat“. Sie sei für die persönliche Trauer der Hinterbliebenen nicht geeignet, sondern für „die vor laufenden Kameras öffentlich vorgetragene Trauershow des Herrn Ministers“. ddp/dpa/lha

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