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Gedenkfeiern: Polen loben Merkel – und ein bisschen sogar Putin

Polen ist zufrieden. „Das war ein wichtiger Tag“, kommentiert die Tageszeitung „Dziennik“ die Gedenkfeiern zum Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren auf der Westerplatte.

Mit einigem Bangen hatten die Verantwortlichen in Danzig und Warschau dem 1. September entgegengesehen, denn in den Tagen zuvor war der Streit zwischen Polen und Russland um einige Daten in der Geschichte beider Länder eskaliert.

Vor diesem Hintergrund war der Auftritt Angela Merkels in den Hintergrund getreten. Alle Kommentatoren betonten am Mittwoch, dass die Kanzlerin in aller Deutlichkeit versicherte, dass Deutschland auf keinen Fall die Geschichte des Zweiten Weltkrieges umschreiben wolle. Noch wagt niemand das Wort in den Mund zu nehmen, aber hier scheint sich ein kleines Stück jener „Normalität“ angedeutet zu haben, die Grundlage für echte Versöhnung zwischen beiden Völkern ist.

Dominiert wurden die Nachrichten von Wladimir Putin. Mit Spannung war sein Kommen erwartet worden. Der Kommentator von „Dziennik“ resümierte, dass der russische Premierminister allem Anschein nach an einer Verbesserung der Beziehungen zwischen Polen und Russland interessiert sei. Allerdings waren die Erwartungen weit zurückgeschraubt worden. Noch vor einigen Tagen hatten manche Politiker gehofft, von russischer Seite ein Wort des Bedauerns für das Unrecht zu hören, das während des Krieges von der Sowjetunion an Polen verübt worden ist. Zuletzt waren viele Verantwortliche allerdings zufrieden, dass die offen zutage getretenen Meinungsverschiedenheiten zwischen Putin und dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski keinen Eklat provozierten. Sogar die Kommentatoren der konservativen „Rzeczpospolita“ mussten zugeben, dass sich gezeigt habe, dass die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn nicht „von Feindschaft durchtränkt“ sind. Dazu zählt auch, dass Putin anbot, polnischen Historikern bisher geheime Archive zu öffnen, um die Hintergründe des Massakers von Katyn aufzuarbeiten, bei dem der sowjetische Geheimdienst rund 15 000 polnische Offiziere ermordete. kkr

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