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Polizisten patrouillieren an der Zentralmoschee in Köln.

© Marius Becker/dpa

„Gefahrensituation grundlegend verändert“: Muslime fordern mehr Polizeischutz für Moscheen

Es habe in diesem Jahr bereits mindestens 18 Bombendrohungen gegeben, sagt der Zentralrat der Muslime – und plädiert für ein neues Sicherheitskonzept.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland fordert angesichts von Übergriffen und Bombendrohungen mehr Polizeischutz für Moscheen. Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, er plädiere für „ein neues Sicherheitskonzept, denn die Gefahrensituation für muslimische Einrichtungen hat sich grundlegend verändert“.

Bundesweit seien in diesem Jahr nur wenige Fälle von Bombendrohungen gegen Moscheen öffentlich geworden, es gebe aber mehr, erklärte Mazyek. „Wir als ZMD wissen von 18 Fällen, die Dunkelziffer dürfte noch höher sein.“ Viele Moscheen wollten jedoch nicht, dass entsprechende Informationen nach außen drängen, denn sie fürchteten Trittbrettfahrer.

Mazyek forderte Politiker auf, betroffene Moscheen zu besuchen. „Das ist zwar Symbolpolitik, aber es braucht Symbole in diesem Zusammenhang.“ Wenn dieses ausbleibe, hätten alle verloren. „Und wenn eine Minderheit angegriffen wird, dauert es nicht lange, bis es die nächste Minderheit trifft.“ Der Zentralratsvorsitzende kritisierte: „Es ist fatal, wenn die öffentliche Empörung ausbleibt und diese Vorgänge nicht als Gefahr gegen die Demokratie als solche verstanden werden.“

Mazyek verteidigte zudem Ausnahmegenehmigungen zum Schächten von Tieren anlässlich des islamischen Opferfestes. „Die Tradition sagt, dass eine Familie zum Beispiel ein Lamm schlachtet und es selbst verteilt. Das ist etwas schwierig mit Importen zu lösen.“

Vor dem Hintergrund der Debatte um ein Schächtverbot in Niedersachsen kritisierte Mazyek auch staatliche Vorgaben für diese rituelle Schlachtmethode ohne Betäubung der Tiere: Neben Ausnahmen und Importen „wird auch illegal geschächtet, ohne staatliche Aufsicht“. Das sei ein Problem. „Es ist aber eine Reaktion auf die staatliche Überregulierung in diesem Bereich, vor der wir schon damals gewarnt haben.“ (KNA)

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