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Politik: Geflügel in Holland wird geimpft

Brüssel - Der niederländische Landwirtschaftsminister liebt es, seine eigene Politik in Szene zu setzen. Und erst recht, wenn die Kollegen aus ganz Europa auf seine kleine Hühnerfarm in Goudswaard bei Rotterdam schauen.

Brüssel - Der niederländische Landwirtschaftsminister liebt es, seine eigene Politik in Szene zu setzen. Und erst recht, wenn die Kollegen aus ganz Europa auf seine kleine Hühnerfarm in Goudswaard bei Rotterdam schauen. Dort ließ Cees Veerman am Donnerstag nämlich seine Hühner gegen das Vogelgrippevirus H5N1 impfen. Er gab damit den Auftakt zu der landesweiten Impfaktion. Die Niederlande sind bisher der einzige Staat in Europa, der Hobby- und kommerzielles Federvieh flächendeckend impfen lässt. „Die Impfung ist eine Alternative zur Stallpflicht der Tiere. Wir versuchen damit, eine Ausbreitung der Seuche zu vermeiden“, hieß es in einer Stellungnahme des Landwirtschaftsministeriums.

Die Niederländer sind im Umgang mit der Vogelgrippe besonders vorsichtig. Denn sie mussten 2003 bereits zehntausende Vögel notschlachten lassen. Damals hatte sich die Virusversion H7N7 im Land verbreitet. Das will die holländische Regierung diesmal vermeiden – mit Massenimpfungen.

Bis Ende Juni können nun alle Niederländer die Vögel impfen lassen, die älter als sieben Wochen sind. Verpflichtend ist dies aber nicht. Die EU-Kommission hatte am 22. Februar einem entsprechenden Aktionsplan zur Prävention zugestimmt. Auch Frankreich hat bereits mit Impfungen begonnen. Allerdings sind dort nur Gänse und Enten betroffen.

Nach wie vor ist umstritten, ob eine Impfung der richtige Weg ist, um die Ausbreitung des tödlichen H5N1-Virus zu vermeiden. Vor allem in Deutschland gibt es Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen. Außerdem wird befürchtet, geimpfte Tiere könnten das Virus an gesunde weitergeben.

Tierarzt André Steentjes, der auch dem Beratungskomitee der niederländischen Regierung angehört, ist aber überzeugt, dass die Impfung richtig ist: „In ein paar Jahren werden alle Länder impfen. Sonst können wir das Virus nicht stoppen.“ Dank Bluttests sei es mittlerweile kein Problem mehr, das Virus von den Antikörpern, die durch eine Impfung entstehen, zu unterscheiden. „Außerdem impfen wir mit Erregern des H9N1-Virus, der sich von H5N1 unterscheidet“, sagt Steentjes.

Ruth Reichstein

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