zum Hauptinhalt
Friedrich Merz, damals Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU, und Annegret Kramp-Karrenbauer, damals Vorsitzende der CDU, auf einem Archivbild von 2019.

© dpa/Wolfgang Kumm

Gegen den Willen von Kanzler Merz?: Annegret Kramp-Karrenbauer steht vor Comeback

Die frühere CDU-Parteivorsitzende will den vakanten Platz an der Spitze der Konrad-Adenauer-Stiftung übernehmen. Doch der Kanzler hat eigentlich einen anderen Plan.

Stand:

Noch vor ein paar Monaten schien Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihrem Dasein als Politikrentnerin zufrieden zu sein. „Ich genieße mein Privatleben und bin glücklich“, sagte die frühere CDU-Vorsitzende im Februar der Deutschen Presse-Agentur und berichtete von langen Wohnmobilreisen mit ihrem Mann.

Nun sieht es so aus, als könnte sich auch die politische Reise von AKK, wie Kramp-Karrenbauer genannt wird, fortsetzen.

Schon seit Wochen wird immer wieder ihr Name genannt, wenn es um die Nachfolge von Norbert Lammert geht. Der frühere Bundestagspräsident beendet im Dezember sein Amt als Vorsitzender der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) mit ihren rund 1600 Mitarbeitern auf der ganzen Welt. Ein Posten mit Prestige – der seit der Gründung 1955 immer nur von männlichen CDU-Granden besetzt wurde.

Ich bin bereit zu kandidieren.

Annegret Kramp-Karrenbauer, ehemalige CDU-Vorsitzende, über ihre Ambitionen bei der KAS

Doch geht es nach mehreren Vorstandsmitgliedern der KAS, die die 63-Jährige offiziell vorgeschlagen haben, soll sich das nun mit Kramp-Karrenbauer ändern. Und auch die frühere Ministerpräsidentin aus dem Saarland scheint bereit, sich noch einmal stärker politisch einzubringen: „Ich bin bereit zu kandidieren“, sagte Kramp-Karrenbauer dem Portal „The Pioneer“.

Als Mitglied des Vorstands kennt AKK die KAS gut, zudem bringt sie als frühere Parteichefin und Ex-Verteidigungsministerin das nötige politische Gewicht für den Job mit. Hört man sich in der CDU um, bekommt man viele wertschätzende Worte über Kramp-Karrenbauer zu hören.

Und doch will sich kaum jemand öffentlich äußern, denn entschieden ist die Personalie noch lange nicht. „Es ist noch einiges im Fluss“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Union, Steffen Bilger, in dieser Woche bei einem Pressegespräch vage. Tatsächlich gibt es in Vizefraktionschef Günter Krings einen Kandidaten aus der Bundestagsfraktion, der sich Hoffnungen auf den Posten machen kann.

Denn Krings, Jurist, erfahrener Parlamentarier und gut vernetzter Vorsitzender der mächtigen Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, hat einen prominenten Fürsprecher. Bundeskanzler Friedrich Merz soll Krings schon vor Monaten den Job in Aussicht gestellt haben.

Günter Krings genießt hohes Ansehen in der Unionsfraktion.

© Tobias Koch

Doch aus den Reihen der Union ist zu hören, dass es Merz in den vergangenen Monaten versäumt hat, für seinen Kandidaten zu werben. Nun, da mit AKK eine prominente Kandidatin ihren Hut in den Ring geworfen hat, wird es für den Kanzler immer schwieriger, Unterstützung für den unbekannteren Krings zu mobilisieren.

Für den 56-Jährigen wäre es bitter, schließlich wurde er in der Vergangenheit bereits von den Grünen als Verfassungsrichter verhindert. Auf Tagesspiegel-Anfrage ließ Krings mitteilen, er werde sich „zu gegebener Zeit dazu äußern“.

Unterstützung erfährt Krings aber offenbar von einem anderen CDU-Pensionär. Roland Koch, früherer Ministerpräsident aus Hessen und Galionsfigur der Konservativen, werbe für Krings, heißt es. Koch war vor einigen Wochen noch selbst immer wieder als möglicher Lammert-Nachfolger genannt worden. Dies hatte sein Sprecher aber auf Tagesspiegel-Anfrage dementiert.

Merkel scheiterte schon mit Schavan

Für Merz könnte die Sache in einem Déjà-vu enden, denn schon einmal kam ihm Kramp-Karrenbauer in die Quere. Beim Versuch, Angela Merkel 2018 als Parteichefin zu folgen, unterlag Merz der Saarländerin knapp. Zwar gilt das Verhältnis von Merz und AKK als deutlich besser als das zwischen Kanzler und der Altkanzlerin, doch beide stehen sie für unterschiedliche Strömungen in der Union.

Es wäre jedoch nicht das erste Mal, dass die 55 Mitglieder der KAS-Mitgliederversammlung, die am 19. Dezember die Nachfolge von Lammert bestimmen, ihre Unabhängigkeit zur CDU-Spitze demonstrieren. 2017 hatte Merkel versucht, Annette Schavan zur Stiftungsvorsitzenden zu machen – am Ende war Lammert gewählt worden.

Wer immer nun auf Lammert folgt, wird bei der KAS vor Herausforderungen stehen. Die Stiftung kämpft mit Mittelkürzungen des Bundestags. In den vergangenen Jahren wurden bereits rund 100 Stellen abgebaut, in Myanmar, auf Madagaskar und in Simbabwe wurden Büros geschlossen.

„Ich verfolge alles Politische“, sagte Kramp-Karrenbauer, die ein Gespräch mit dem Tagesspiegel ablehnte, im Februar. Gut möglich, dass sie schon bald das Politische wieder mehr selbst gestaltet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })