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Politik: Gegenschlag: London: Angaben über Tote sind Propaganda

Die USA haben ihre Luftangriffe auf Afghanistan am sechsten Tag offenbar noch einmal ausgeweitet. Dabei wurden auch Dörfer im Grenzgebiet zu Pakistan bombardiert.

Die USA haben ihre Luftangriffe auf Afghanistan am sechsten Tag offenbar noch einmal ausgeweitet. Dabei wurden auch Dörfer im Grenzgebiet zu Pakistan bombardiert. Ein Taliban-Funktionär berichtete, bei einem Angriff auf das Dorf Karam seien bereits am Mittwoch 200 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt bezifferte er die zivilen Opfer auf 300. Die britische Entwicklungshilfeministerin Clare Short hat die Angaben der Taliban als "Propaganda" bezeichnet. Diese verdrehten die Tatsachen, sagte Short in London. Sie berief sich dabei auf in Afghanistan tätige humanitäre Organisationen.

Kampfflugzeuge bombardierten am Freitag auch Dörfer im Süden des Landes. Die afghanische Hauptstadt Kabul wurde unter Dauerbeschuss genommen. Nach den ersten Angriffen bei Tageslicht am Donnerstag gab es am Freitagmorgen zwei neue Angriffswellen, die sich auf Ziele im Norden und Osten Kabuls konzentrierten.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Schwerpunkt: US-Gegenschlag, Nato und Bündnisfall Schwerpunkt: Osama Bin Laden Schwerpunkt: Afghanistan Schwerpunkt: Islam & Fundamentalismus Schwerpunkt: Innere Sicherheit Chronologie: Terroranschläge in den USA und die Folgen Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags Umfrage: Bodentruppen nach Afghanistan? Unterdessen wird die Lage von Millionen Not leidender Afghanen immer dramatischer. Deshalb forderte die UN-Kommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, eine Unterbrechung der US-Luftangriffe in Afghanistan. Nur dann könne humanitäre Hilfe vor Anbruch des Winters geleistet werden.

"Wir brauchen eine Pause, um Zugang für humanitäre Hilfe zu bekommen und um afghanischen Zivilisten das Überqueren der Grenzen zu ermöglichen", sagte die frühere irische Präsidentin Robinson im irischen Staatsradio RTE. "Der Winter beginnt de facto am 15. November und alle humanitären Organisationen sind sehr besorgt", sagte sie. "Wir brauchen reichlich Zugang zu der Zivilbevölkerung, und man kann keinen Zugang haben, wenn weiter bombardiert wird", sagte Robinson.

Einen Monat nach den Anschlägen in New York und Washington bewertete US-Präsident Bush den bisherigen Kampf gegen den Terrorismus als positiv. Die USA hätten "viel erreicht", der Militäreinsatz in Afghanistan verlaufe "nach Plan". So sei die Mehrzahl der Luftabwehrstellungen der Taliban zerstört worden, sagte Bush in Washington. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte zuvor eingeräumt, dass die Taliban-Luftabwehr nach wie vor eine Bedrohung für Flugzeuge darstelle.

Unterdessen hat EU-Entwicklungskommissar Nielson bestätigt, dass die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten in diesem Jahr etwa 310 Millionen Euro (rund 606 Millionen Mark) für Nothilfe in und um Afghanistan bereitgestellt habe.

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