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Politik: Geiseln auf der Insel Jolo sind nervlich am Ende: "Einige von uns denken an Selbstmord"

Vier Wochen nach dem Beginn des Geiseldramas sind einer Ärztin zufolge einige der Entführten auf der philippinischen Insel Jolo gesundheitlich angeschlagen. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der philippinischen Ärztin Nelsa Amin hieß es, die Geiseln litten an Beschwerden, die von Depressionen und Lungenentzündung bis zu Darmblutungen reichen.

Vier Wochen nach dem Beginn des Geiseldramas sind einer Ärztin zufolge einige der Entführten auf der philippinischen Insel Jolo gesundheitlich angeschlagen. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der philippinischen Ärztin Nelsa Amin hieß es, die Geiseln litten an Beschwerden, die von Depressionen und Lungenentzündung bis zu Darmblutungen reichen. Amin hatte in den vergangenen Wochen mehrmals die Geiseln auf Jolo, 960 Kilometer südlich der philippinischen Hauptstadt Manila, untersucht. Eine Geisel aus Südafrika sei im dritten Monat schwanger.

Zusätzlich zu den gesundheitlichen Problemen zerrt das mehr als vierwöchige Entführungsdrama immer stärker an den Nerven der 21 Geiseln. "Wir können nicht verstehen, wie Menschen so inhuman sein können und uns über vier Wochen auf Verhandlungen warten lassen", kritisierte Werner Wallert aus Göttingen in einem Interview mit dem Fernsehsender ABS-CBN. .Die finnische Geisel Mirko Johannen Risto berichtete Journalisten, dass bei einigen der Geiseln die Nerven blank lägen. "Sie haben Alpträume. Einige denken wirklich an Selbstmord. Sie haben Stimmungstiefs und versuchen manchmal, handgreiflich zu werden", wurde Risto zitiert.

Diese Aussagen stehen in krassem Widerspruch zu den Bildern vom Vortag, auf denen der Rebellenchef Galib Andang ("Kommander Robot") in lockerer Pose mit den Geiseln zu sehen war, darunter auch mit dem deutschen Ehepaar Wallert. Ob die Geiseln zu den Aufnahmen gezwungen wurden oder unter dem enormen psychischen Druck mit ihren Peinigern solidarisieren (Stockholm-Syndrom), blieb unklar.

Unterdessen sind die Vermittlungsgespräche mit den Kidnappern am Mittwoch erneut gescheitert, weil vor allem Chefunterhändler Roberto Aventajado sowie der Vermittlern und frühere libysche Botschafter auf den Philippinen, Rajab Azzarouk, sich noch zu Beratungen in der Hauptstadt Manila aufhielten. Die Entführer der militanten Moslemgruppe Abu Sayyaf hatten dagegen darauf bestanden, mit allen fünf Unterhändlern der Regierung zu sprechen.

Azzarouk handelt im Auftrag einer moslemischen Wohltätigkeitsstiftung des Sohnes des libyschen Revolutionsführers Muammar el Gaddafi. Ihm könnte nach Meinung von Beobachtern eine Schlüsselrolle in den anstehenden Verhandlungen zukommen. Die Stiftung hat laut Chefvermittler Aventajado Bereitschaft gezeigt, Entwicklungsprojekte auf der Insel Jolo zu finanzieren.

Die philippinische Regierung hält es für möglich, dass die Entführer der 21 Geiseln auf der Insel Jolo von ihren politischen Forderungen abrücken und schließlich Geld verlangen könnten. Über die politischen Forderungen könne endlos gesprochen werden, ohne dass sich an der Lage etwas ändere, sagte Präsidentensprecher Ricardo Puno am Mittwoch. "Ich erwarte weitere Forderungen, und ich glaube nicht, dass wir letztlich über die politischen Forderungen sprechen werden." In einer schriftlichen Erklärung hatten die Kidnapper am 15. Mai die Bildung eines islamischen Staats verlangt. Unterdessen hat die Bundesregierung hat ihre diplomatischen Bemühungen verstärkt, die entführten Geiseln auf den Philippinen freizubekommen. "Wir haben beschlossen, unsere diplomatische Präsenz eine Stufe höher zu fahren", sagte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Wolfgang Ischinger. Der Leiter der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Thomas Matussek, sei am Vortag mit französischen und finnischen Kollegen auf die Philippinen geflogen.

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