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Politik: Geiseln auf Jolo: Europäische Staatschefs wollen keine Militäraktion

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat zusammen mit den Präsidenten Frankreichs und Finnlands, Jacques Chirac und Tarja Halonen, an die philippinische Regierung appelliert, die Sicherheit der Geiseln auf der Insel Jolo zu gewährleisten. Sie dürften durch keinerlei Gewaltaktionen gefährdet werden, heißt es in einem Schreiben, das ein philippinischer Regierungssprecher am Donnerstag in Zamboanga verlas.

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat zusammen mit den Präsidenten Frankreichs und Finnlands, Jacques Chirac und Tarja Halonen, an die philippinische Regierung appelliert, die Sicherheit der Geiseln auf der Insel Jolo zu gewährleisten. Sie dürften durch keinerlei Gewaltaktionen gefährdet werden, heißt es in einem Schreiben, das ein philippinischer Regierungssprecher am Donnerstag in Zamboanga verlas. Die Freilassung der Geiseln dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. Der Brief wurde bereits am Dienstag an Präsident Joseph Estrada übermittelt. Die Unterhändler erklärten, die Differenzen mit den Entführern seien weitgehend beigelegt.

Anlass für das Schreiben der drei Politiker waren offenbar Vorbereitungen der philippinischen Sicherheitskräfte für eine gewaltsame Verfolgung der Rebellen nach der Freilassung der Geiseln. Die Rebellen der Moslemgruppe Abu Sayyaf forderten Sicherheitsgarantien und lehnten eine gleichzeitige Freilassung aller Geiseln ab.

Die Unterhändler bemühten sich daraufhin um einen Kompromiss. Die größten Meinungsverschiedenheiten seien nun überwunden, sagte Estradas Berater Farouk Hussain am Donnerstag. Innerhalb einer Woche könnten die nächsten Geiseln freikommen, wahrscheinlich die drei Französinnen und die Südafrikanerin. In der Gewalt der Geiselnehmer sind außerdem die zwei Deutschen Marc und Werner Wallert, ein Südafrikaner, zwei Finnen, ein Philippiner sowie ein dreiköpfiges französisches Fernsehteam. Die Abu Sayyaf hatte am 23. April auf der malaysischen Insel Sipadan 21 Geiseln genommen und nach Jolo verschleppt. Aus der Gruppe sind seitdem elf Geiseln freigelassen worden, darunter Renate Wallert.

Wie aus dem Umfeld der Unterhändler verlautete, ist Libyen zur Zahlung von einer Million Dollar für jede der verbliebenen zwölf ausländischen Geiseln bereit. Libyen wiederholte, damit sollten Hilfsprojekte finanziert werden.

Auch die westlichen Geiseln auf Jolo richteten ein weiteres Mal einen Appell an Präsident Estrada. Er möge alles für ihre möglichst schnelle Freilassung tun, solle aber keine Gewalt anwenden, heißt es in einer auf Tonband aufgezeichneten Nachricht, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Deutsche Werner Wallert sagte in englischer Sprache: "Wir sind erschöpft, niedergeschlagen und entmutigt, vor allem, wenn uns jemand erzählt oder wir Nachrichten hören, dass wir freigelassen werden und dann nichts passiert."

Auf der Einkaufsliste, die die Geiseln am Donnerstag einem philippinischen Reporter übergaben, standen Kerzen und Kerosin, frisches Obst, Gemüse und Kakaopulver. "Wir brauchen das Licht, weil nachts manchmal Skorpione und Schlangen in unser Zelt kriechen", sagte Werner Wallert. Die Nächte würden sie außerdem damit verbringen, Briefe an ihre Angehörigen zu schreiben oder Tagebuch über ihre Geiselhaft zu führen, erklärte der Deutsche weiter.

Der Reporter nahm von den meisten westlichen Geiseln Briefe an die Botschaften ihrer Heimatländer mit. Die Wallerts besprachen ein Band für die deutsche Botschaft in Manila.

Am Donnerstag nahmen philippinische Soldaten auf der Insel Basilan in der Nähe von Jolo nach einem Gefecht einen Anführer der Abu Sayyaf fest, wie das Militär mitteilte. Der Festgenommene sei bei dem Zusammenstoß verwundet worden.

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