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Gekapertes Schiff vor Somalia: Kann die "Longchamps" überhaupt als "deutscher" Tanker bezeichnet werden?

Noch ist keine Lösung in Sicht: Die Hamburger Reederei bemüht sich um die Auslösung ihres entführten Tankers. Fragen und Antworten zur gekaperten "Longchamp".

Stimmt es, dass die Piraten Lösegeld in Höhe von 6 Millionen Dollar (knapp 4,7 Millionen Euro) verlangt haben?

Dies wollte die Hamburger Reederei Berhard Schulte Shipmanagement am Montag nicht bestätigen - aus Rücksicht um das Wohl der 13 Besatzungsmitglieder.  Auch über Angaben zum Verhandlungsstand mit den Entführern hielt sich das Unternehmen am Montag bedeckt.

Wie geht es den Menschen auf dem Schiff?

Der Kapitän und die übrigen zwölf Besatzungsmitglieder sind nach Angaben der Reederei wohlauf. Dies habe der Kapitän in einem kurzen Telefonat bestätigt. Am Sonnabend hatten sich die Entführer telefonisch bei dem Unternehmen in Hamburg gemeldet. Der Kapitän des am Donnerstag entführten Tankers soll sich angesichts der gefährlichen Ladung aber besorgt geäußert haben. Bei einer "negativen Entwicklung" bestehe Gefahr für Leib und Leben der 13 Besatzungsmitglieder - zwölf Philippiner und ein Indonesier, hieß es.

Kann die "Longchamps" überhaupt als "deutscher" Tanker bezeichnet werden?

Das Schiff läuft zwar unter der Flagge der Bahamas, das sagt aber nichts über die Eigentümerverhältnisse aus. "Privatrechtlich ist das Schiff deutsch, weil die Eigner Deutsche sind", sagt Rainer Lagoni, Professor für Seerecht an der Universität Hamburg. Es sei üblich, nicht nach der Flagge zu gehen, sondern nach der Nationalität der tatsächlichen Eigner.

Wem genau gehört die "Longchamps"?

100-prozentiger Eigentümer des Tankers ist die Hamburger MPC Münchmeyer Petersen Steamship GmbH & Co. KG. Genau genommen handelt es sich dabei um eine Gruppe deutscher Unternehmen innerhalb von MPC. Diese hat den Tanker an die Hamburger Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement vermietet. "Wir sind fürs Management und für technische Aspekte zuständig, außerdem für die Besatzung", sagt der Sprecher der Hamburger Reederei, Cor Radings. Eine liberianische Reederei habe das Schiff gechartert und sei für die Ladung zuständig.

Welche Bedeutung hat die Flagge?

Die Flagge sagt aus, wo das Schiff registriert ist. Im internationalen Recht hat das jeweilige Land dann die Hoheitsgewalt über das Schiff. Dies hat aber keinerlei Einfluss auf die zivilrechtlichen Eigentumsverhältnisse.

Warum laufen so viele Schiffe unter der Flagge von Panama, den Bahamas oder Liberia?

Das hat vor allem finanzielle Gründe. „Ist das Schiff etwa auf den Bahamas registriert, kann die Besatzung aus der ganzen Welt kommen und da können die Eigner Personalkosten sparen“, erklärt Max Johns vom Verband Deutscher Reeder (VDR). Teurer komme es die Eigner bei deutscher Flagge: Dann müsse das Führungspersonal zwingend europäisch sein. Ein weiterer Vorteil sei der geringere Verwaltungsaufwand: "Während wir in Deutschland zu 14 Ämtern gehen müssen, um mit dem Schiff in See stechen zu können, erledigt das in Liberia nur eine Behörde für uns." Weniger Steuern zahlen die Eigner dort allerdings nicht, sagt Johns vom VDR. Deshalb werden keine deutschen Schiffe "ausgeflaggt".

(mit ddp)

Ulrike Pape

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