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Politik: Geld für NS-Opfer landet bei den Funktionären

Auch der neue Vorstand der polnischen Partnerstiftung für Zwangsarbeiter soll sich bereichert haben

Warschau - Der Vorstand der Warschauer Stiftung „Deutsch-Polnische Aussöhnung“ hat sich offenbar an Entschädigungszahlungen für ehemalige polnische Zwangsarbeiter bereichert. Wie die polnische Zeitung „Rzeczpospolita“ am Montag berichtete, wandelte Stiftungsleiter Jerzy Sulek deutsche Gelder in Prämien für die Vorstandsmitglieder um. Demnach erhielt die Führung der Organisation eine Jahresprämie in Höhe von drei Monatsgehältern. Im Falle von Sulek habe es sich um 56 000 Zloty gehandelt – umgerechnet rund 15 000 Euro. Die übrigen Vorstandsmitglieder haben dem Bericht zufolge jeweils 20 000 Zloty (5200 Euro) eingestrichen. Die deutsche Partnerstiftung „Erinnern, Verantwortung und Zukunft“ wollte die Vorwürfe am Montag nicht kommentieren.

Auch in anderen Fällen seien in den vergangenen zwei Jahren Gelder, die von Deutschland und Österreich zur Entschädigung von Opfern des Nationalsozialismus überwiesen worden waren, in die Taschen hoher Funktionäre geflossen. Bereits 2003 kam es zu einem Skandal, weil sich vier ehemalige Vorstandsmitglieder mit Prämien in Höhe von insgesamt 60 000 Euro bedacht hatten. Vorstandschef Sulek hatte sein Amt 2001 übernommen, nachdem sein Vorgänger wegen ähnlicher Vorwürfe entlassen worden war.

Wegen der Untreuevorwürfe will Polens Regierung nun drei leitende Mitarbeiter des Versöhnungsfonds entlassen. Premier Kazimierz Marcinkiewicz sagte, das Finanzministerium werde eine entsprechende Entscheidung in Kürze bekannt geben. Veränderungen bei der Stiftung seien unumgänglich. „Das ist eine Stiftung, die für Deutschland und Polen unermesslich wichtig ist. Aber ihre Tätigkeit darf nicht darin bestehen, sich selbst Extragelder zu zahlen“, sagte Marcinkiewicz. Er forderte, die Regeln der Stiftung zu ändern, um Wiederholungen auszuschließen. Bisher verteilte die Stiftung „Deutsch-Polnische Aussöhnung“ rund eine Milliarde Euro an etwa 500 000 Empfänger in Polen. dpa

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