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Politik: Gelebte deutsche Einheit Hans Otto Bräutigam

wird 80

Berlin - Seine Karriere begann er an einem in der schwierigsten und produktivsten Plätze der auswärtigen Politik der Bundesrepublik: dem Referat Deutschland- und Berlin-Politik. Dort machte der junge Saarländer Hans Otto Bräutigam seine ersten Schritte im Beruf. Sie zogen ihn hinein in eine der folgenreichsten Innovationen der deutschen Politik in den 70er- und 80er-Jahren: die Ost- und Entspannungspolitik. Und er wurde einer ihrer wichtigsten Protagonisten: zuerst, 1974, als Leiter des „Vorauskommandos“ für die Errichtung der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin, dann im Arbeitsstab Deutschlandpolitik im Kanzleramt, schließlich, ab 1982, im Range eines Staatssekretärs für sechs Jahre als Ständiger Vertreter bei der DDR.

Was damals versucht und unternommen wurde, dieses Ringen, der Anormalität der deutschen Teilung wenigstens eine gewisse Normalität abzugewinnen, ist heute schon fast vergessen; Egon Bahr hat sie ein „halsbrecherisches“ Unternehmen genannt. Es war die politische Front, an der Bräutigam mit der ihm eigenen Ausdauer und Diskretion gearbeitet hat. Die große Wendung der deutschen Verhältnisse brachte die Auflösung des Ostblocks, die Arbeit der Bürgerrechtler und das Wunder des Mauerdurchbruchs im November 1989. Aber er hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass die Deutschen in Ost und West einander nicht ganz fremd wurden und die Teilung mehr und mehr durchlöchert wurde. Wäre die Wende möglich gewesen, so muss man heute fragen, ohne diese Deutschlandpolitik, ohne die von ihr verursachten Sickerprozesse, die den Boden der DDR auflockerten, also: ohne das Wirken Bräutigams und seiner Mitstreiter?

Als er Anfang 1989 Botschafter der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen in New York wurde, wollte er – wie er in seinen Erinnerungen berichtet – das normale Diplomatenleben beginnen, „wie ich mir das bei meinem Eintritt in den auswärtigen Dienst gewünscht hatte“. Aber die deutsche-deutsche Politik holte ihn wieder ein, diesmal in Gestalt der deutschen Vereinigung. Bräutigam wurde Justizminister in Brandenburg, um an der praktischen Verwirklichung jener Einheit mitzuwirken, der er, auf diese und auf jene Weise, in seinem diplomatischen Leben gedient hatte. An diesem Sonntag wird Hans Otto Bräutigam 80 Jahre alt. Rdh.

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