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Politik: Gemeinsame Seele für Europa

Christliche Bewegungen suchen neue Wege der Kooperation

Von Europamüdigkeit keine Spur. Ob jung oder alt, Ost oder West, katholisch, evangelisch, orthodox oder freikirchlich – 10 000 Mitglieder aus 175 christlichen Gemeinschaften und Laienbewegungen kamen am Wochenende in Stuttgart zusammen, um ihre Rolle in dem Europa der 25 neu zu bestimmen. Europa dürfe nicht reduziert werden auf einen gemeinsamen Markt und die Sicherheitsinteressen seiner Bürger, forderte das Abschlussmanifest des internationalen Treffens, dessen Diskussionen simultan in 14 Sprachen übersetzt wurden. Europa brauche eine starke Seele. Und die Christen müssten sich einsetzen für ein Europa der Geschwisterlichkeit, das seine Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt sowie für eine „Globalisierung von Solidarität und Gerechtigkeit“ wahrnehme.

EU-Kommissionspräsident Romano Prodi strich den Einfluss heraus, den das Christentum auf die Werte, Ideale und Hoffnungen der europäischen Bürgerschaft ausgeübt habe. Heute müssten die Christen all ihr Tun und ihre Kreativität dafür einsetzen, dass Europa nicht zu einer Festung ausgebaut wird, sagte Prodi in seiner Rede, die von Stuttgart aus per Satellit zu zeitgleichen Treffen in 160 Städte übertragen wurde. „Wir brauchen ein Europa der Herzen, und Herzen werden nicht von Geld gefüllt, sondern von Werten, und letztlich von Gott", rief der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, den Teilnehmern zu.

Nach Ansicht von Chiara Lubich, der charismatischen Gründerin der Fokular-Bewegung, könnten die christlichen Bewegungen eine beispielhafte Rolle für Europa spielen. „Die Bewegungen erleben sich als ein Netzwerk mit der Erfahrung, dass Unterschiede nicht trennen, sondern bereichern können“, sagte die 84-Jährige. Die Fokular-Bewegung, die sie 1943 als Studentin in Trient gründete, hat weltweit 140 000 Mitglieder. Wir sind überzeugt, sagte Chiara Lubich, „dass eine Vertiefung des geistlichen Lebens auch den Zusammenhalt unter den Nationen verstärkt“. Oder wie es eine aus Slowenien angereiste Schülerin ausdrückte: „Europa, das sind wir alle – nicht nur die Politiker“.

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