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Politik: Gen-Technik: Stammzellen aus dem Embryo - Neugier auf das Verbotene (Kommentar)

Embryonale Stammzellen beflügeln nicht nur die Börsenkurse von Biotechnik-Firmen, sondern auch die Fantasie. Für die einen sind sie der größte Hoffnungsträger der Medizin, eine unerschöpflich sprudelnde Quelle für den Gewebeersatz.

Embryonale Stammzellen beflügeln nicht nur die Börsenkurse von Biotechnik-Firmen, sondern auch die Fantasie. Für die einen sind sie der größte Hoffnungsträger der Medizin, eine unerschöpflich sprudelnde Quelle für den Gewebeersatz. Für die anderen sind sie ein Menetekel, ein Symbol für den allzu leichtfertigen Umgang der Forscher mit dem Leben. In diese aufgeladene Atmosphäre platzt nun die Nachricht, dass Bonner Forscher menschliche embryonale Stammzellen untersuchen wollen. Damit fordern die Wissenschaftler die Öffentlichkeit heraus, denn das Embryonenschutzgesetz untersagt die Herstellung (nicht die Erforschung) solcher Zellen, sofern sie das Produkt einer Befruchtung im Reagenzglas sind. Der "Trick" der Bonner: Die Stammzellen werden aus den USA eingeführt. Handeln die Forscher, die das Potenzial der Stammzellen für die Medizin ausloten wollen, demnach unmoralisch? Oder müssen sich im Gegenteil die Kritiker fragen lassen, ob ihre Blockadehaltung nicht den medizinischen Fortschritt und damit die Linderung menschlichen Leidens behindert? Das Vorgehen der Bonner Stammzellforscher wird dazu beitragen, eine bereits jetzt emotional aufgeladene Diskussion weiter aufzuheizen. Es schafft zu einem frühen Zeitpunkt vollendete Tatsachen. Denn die Möglichkeiten der Stammzell-Behandlung sind bislang so verlockend wie in der Praxis unbewiesen. Außerdem gibt es ethisch weniger bedenkliche Alternativen wie etwa das Erproben "erwachsener" oder tierischer Stammzellen.

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