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Politik: Genforschung: Einig im Widerstand

Trotz der Bestürzung über die Skrupellosigkeit amerikanischer Forscher, die Embryonen nur zu Forschungszwecken hergestellt haben, bleibt die deutsche Politik bei ihrem Zeitplan: Der Bundestag wird frühestens Ende des Jahres entscheiden, ob deutsche Wissenschaftler embryonale Stammzellen importieren und daran forschen dürfen. Die wahren Auswirkungen des amerikanischen Tabubruchs sind andere.

Trotz der Bestürzung über die Skrupellosigkeit amerikanischer Forscher, die Embryonen nur zu Forschungszwecken hergestellt haben, bleibt die deutsche Politik bei ihrem Zeitplan: Der Bundestag wird frühestens Ende des Jahres entscheiden, ob deutsche Wissenschaftler embryonale Stammzellen importieren und daran forschen dürfen. Die wahren Auswirkungen des amerikanischen Tabubruchs sind andere.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Das Misstrauen gegenüber den Wissenschaftlern könnte wachsen, nicht nur unter den Skeptikern der Gentechnik. Bei vielen Menschen entstehe jetzt der Eindruck: "Den Forschern geht es nur ums Geld", befürchtet die Vorsitzende der Bundestags-Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin", Margot von Renesse. Allerdings könne sie nicht hunderprozentig ausschließen, dass auch in Deutschland an privaten Forschungsinstituten heimlich mit Embryonen experimentiert werde. Die US-Forscher aus Virginia, die Stammzellen erstmals nicht aus überzähligen, sondern eigens dafür hergestellten Embryonen gewonnen hatten, arbeiten für ein privates Fortpflanzungsinstitut.

Dass Embryonen auf keinen Fall zu Forschungszwecken produziert werden dürfen, finden alle im Bundestag vertretenen Parteien - selbst die forschungsfreundliche FDP. "Damit wird die Benutzung des Menschen zum Nutzen eines Dritten auf die Spitze getrieben", formuliert Andrea Fischer den Konsens. Auch ist einen Tag nach der Meldung aus den USA allen Protagonisten der Gen-Debatte klar: Rein national kann man nur wenig verhindern, gefragt sind internationale Abkommen. "Übernationale Haltelinien", nennt von Renesse das.

Spiros Simitis, der Vorsitzende des Nationalen Ethikrats, fordert zumindest europäische Lösungen. Seit Jahren gibt es etwa die europäische Biomedizinkonvention, in der die Herstellung von Embryonen zu Forschungszwecken explizit verboten wird. Von den großen Staaten Deutschland, Frankreich, Italien und England wurde die Konvention hingegen nicht verabschiedet. Dafür sei es nun "höchste Zeit", fordert von Renesse. Denkbar und wünschenswert sei auch eine gemeinsame Erklärung der Justizminister der G-8-Staaten. Unionfraktionsvize Maria Böhmer fordert die Bundesregierung auf, schnell auf eine internationale Regelung zu drängen. "Wenn sich in den USA oder in Australien eine Forschung etabliert, die wir radikal ablehnen, dann müssen wir mit diesen Ländern in den Dialog treten."

Markus Feldenkirchen

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