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Politik: Gentechnik-Debatte: Gegner des Stammzellen-Imports beklagen mangelnde Ethik

Das Ja des Nationalen Ethikrates zum Import von embryonalen Stammzellen ist sowohl kritisiert als auch begrüßt worden. Auch wird weiter über die moralische Zulässigkeit der Forschung debattiert.

Das Ja des Nationalen Ethikrates zum Import von embryonalen Stammzellen ist sowohl kritisiert als auch begrüßt worden. Auch wird weiter über die moralische Zulässigkeit der Forschung debattiert. Der CDU-Parlamentarier Hubert Hüppe, Vize-Vorsitzender der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der Medizin" des Bundestages, bezeichnete das Votum als fragwürdig. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) habe das Gremium bewusst mit Befürwortern dieser Forschung besetzt. Ähnlich äußerte sich die Professorin Regine Kollek, die im Ethikrat sitzt und zu den neun Gegnern der Entscheidung gehört.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Kollek kritisierte außerdem, dass die Folgen der Herstellung von Stammzellen für die Reproduktionsmedizin nicht mit in die ethische Abwägung einbezogen worden seien. Dagegen hatte der Theologe Richard Schröder nicht nur für den Import plädiert, sondern auch dafür, Stammzellen in Deutschland zu produzieren. Das wiederum lehnt die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer ab. Die Grünen-Politikerin sagte dem Tagesspiegel, sie sei zwar gegen die Forschung an embryonalen Stammzellen, ein Einfuhrverbot sei verfassungsrechtlich aber vermutlich nicht durchsetzbar. Deshalb sollte die Einfuhr unter strengsten Auflagen genehmigt werden. Horst Seehofer (CSU), ebenfalls ehemaliger Gesundheitsminister, sprach sich in der Berliner Zeitung für den Import aus und nannte das Votum des Ethikrates einen "vernünftigen ethischen Kompromiss". Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, plädierte dafür, die Möglichkeiten der Forschung mit adulten Stammzellen auszuschöpfen, bevor man die Verwendung embryonaler Stammzellen erwäge.

Eine Sprecherin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sagte, die Entscheidung gehe "in die richtige Richtung". Die DFG wird am 31. Januar, einen Tag nach der Entscheidung des Bundestages über den Import von Stammzellen, über einen Antrag des Bonner Hirnforscher Oliver Brüstle entscheiden. Der Wissenschaftler möchte menschliche embryonale Stammzellen nach Deutschland importieren. Brüstle rechnet jetzt fest mit einem Ja zum Import von Stammzellen im Bundestag. Danach wolle er auch "sofort mit dem Import beginnen", wie er dem Tagesspiegel sagte.

Brüstle war an einer von drei Studien beteiligt, die im US-Fachblatt "Nature Biotechnology" erschienen sind. US-Forscher hatten menschliche embryonale Stammzellen im Reagenzglas zu Hirn-Vorläuferzellen heranreifen lassen. Dann verpflanzten sie diese ins Hirn neugeborener Mäuse, wo sie sich in verschiedene Zellarten entwickelten. Menschliche embryonale Stammzellen seien eine "vielversprechende Quelle für Reparaturen des Nervensystems", so das Fazit der Forscher. Die Verpflanzung der Stammzellen ins Mäusehirn in der jetzt publizierten Studie fand aber nicht in Deutschland statt: "Die Kollegen in den USA haben sie in die Mäusehirne verpflanzt und uns die konservierten Hirne zur mikroskopischen Untersuchung nach Deutschland geschickt", sagte Brüstle.

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