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Politik: Gentechnik-Debatte: Markl kontra Rau: Bei PID sollen Frauen entscheiden

Hubert Markl, Präsident der auf Grundlagenforschung konzentrierten Max-Planck-Gesellschaft, hat Bundespräsident Johannes Rau in seinen Aussagen zur Gentechnik vehement widersprochen, die niederländische Regelung zur Sterbehilfe begrüßt und die Empfehlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Forschung mit Stammzellen verteidigt. Der Biologe sprach am Freitag bei der Festversammlung der Max-Planck-Gesellschaft aus Anlass ihres Jahrestreffens im Berliner Schauspielhaus.

Hubert Markl, Präsident der auf Grundlagenforschung konzentrierten Max-Planck-Gesellschaft, hat Bundespräsident Johannes Rau in seinen Aussagen zur Gentechnik vehement widersprochen, die niederländische Regelung zur Sterbehilfe begrüßt und die Empfehlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Forschung mit Stammzellen verteidigt. Der Biologe sprach am Freitag bei der Festversammlung der Max-Planck-Gesellschaft aus Anlass ihres Jahrestreffens im Berliner Schauspielhaus.

Vor Markl hatte Rau zu der Festversammlung gesprochen und dabei auch auf seine von Skepsis gegenüber der Forschung geprägte Grundsatzrede vom 18. Mai Bezug genommen. Damals hatte Rau sich gegen aktive Sterbehilfe, Präimplantationsdiagnostik (Gentests am Reagenzglas-Embryo) und die Forschung an menschlichen embryonalen Zellen ausgesprochen.

In seiner Rede versuchte Rau dagegen eine vorsichtige Annäherung an die Wissenschaft. Ethik und Forschung seien keine Gegensätze. Menschen, die sich Gedanken um ethische Fragen machen, seien deshalb nicht wissenschaftsfeindlich. "Wir müssen alles tun, dass dieser falsche Gegensatz sich nicht in den Köpfen festsetzt." Es sei ein "ganz gefährlicher Irrtum", wenn manche Leute glaubten, auf "wissenschaftlich-technische Rationalität" verzichten zu können. Wissenschaft sei am besten geeignet, um die komplizierte Wirklichkeit zu verstehen, Entwicklungen vorherzusehen und Vorschläge zu machen, "wie bestimmte Aufgaben möglichst klug gelöst werden können".

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Markl hob in seiner auf Rau folgenden Ansprache hervor, dass eine befruchtete Eizelle noch kein Mensch sei und dass der Mensch sich nur "in engster Verbindung zu einem mütterlichen Körper" entwickeln könne. Er plädierte dafür, betroffene Frauen selbst darüber entscheiden zu lassen, ob sie ein behindertes Kind austragen wollen. Die Entscheidung über die Fortpflanzung sei ihr "ureigenstes Menschenrecht" und nicht Sache des Staates oder der Gesellschaft. "Je älter ich werde, umso falscher finde ich es nämlich, wenn alte Männer wie ich junge Frauen gegen ihren Willen zur Fortpflanzung verpflichten wollen." Im gleichen Atemzug lobte Markl die Entscheidung des niederländischen Parlaments, aktive Sterbehilfe zuzulassen. Es habe den "hohen Wert der Freiheit des Menschen, über sich selbst zu entscheiden, mutig anerkannt".

Während der Bundespräsident vor dem Überschreiten ethischer Grenzen in der Forschung gewarnt hatte, befürwortete Markl das "wohlbedachte" Erschließen neuen Terrains für die Forschung: "Der Mensch ist seit jeher ein Wesen, das seine Grenzen überschreiten muss, um ganz Mensch zu sein und das sich dabei immer neue Grenzen setzen muss."

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