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Politik: Gentechnik: Erstmals menschliche Embryos geklont

Ein amerikanisches Biotechnik-Unternehmen hat erstmals menschliche Embryonen geklont. Wie die Firma Advanced Cell Technology aus Worcester im US-Bundesstaat Massachusetts am Sonntag mitteilte, gelang es ihr, drei geklonte Embryonen mit jeweils vier bis sechs Zellen zu erzeugen.

Von Matthias Meisner

Ein amerikanisches Biotechnik-Unternehmen hat erstmals menschliche Embryonen geklont. Wie die Firma Advanced Cell Technology aus Worcester im US-Bundesstaat Massachusetts am Sonntag mitteilte, gelang es ihr, drei geklonte Embryonen mit jeweils vier bis sechs Zellen zu erzeugen. Weiter hätten sich die Reagenzglas-Embryonen nicht entwickelt, berichten die Biotechniker im Online-Fachmagazin "e-biomed: Journal of Regenerative Medicine". Der amerikanische Präsident George W. Bush und Vertreter des Kongresses reagierten ablehnend auf die Versuche.

Tom Daschle, demokratischer Mehrheitsführer im Senat, nannte die Experimente beunruhigend. Der Kongress hat bereits im Juli für ein Klon-Verbot gestimmt, eine entsprechende Gesetzesvorlage wird vom US-Senat erarbeitet. Dagegen hatte Bush eine begrenzte staatliche Förderung der Forschung an bereits existierenden menschlichen embryonalen Stammzellen befürwortet.

Die Firma bekräftigte dagegen, das Klonen für medizinische Zwecke und nicht für das Kopieren von Menschen einzusetzen. "Unsere Ergebnisse bedeuten die Morgendämmerung eines neues Zeitalters der Medizin", schreiben die Forscher in der Online-Ausgabe des "Scientific American".

Geklonte Embryonen sollen zukünftig nicht in den Mutterleib eingepflanzt werden, sondern als Quelle für embryonale Stammzellen dienen. Dabei wird der Embryo zerstört. Stammzellen könnten eines Tages erkranktes oder verbrauchtes Gewebe ersetzen und zum Beispiel bei Patienten mit Parkinson-Krankheit, Alzheimer oder Diabetes eingesetzt werden.

Die Forscher gewannen insgesamt 71 Eizellen von sieben freiwilligen Spenderinnen. Aus 19 dieser Eizellen wurde der Zellkern entfernt und durch die Zellkerne von Hautzellen und von Zellen aus dem Eierstock ("Follikelzellen") ersetzt. Zur Zellteilung kam es nur bei jenen Eizellen, die genetisches Material aus Eierstock-Zellen erhalten hatten. Die Forscher vermuten, dass die Zellkerne der Hautzellen beschädigt wurden, weil diese größer und schwerer zu handhaben sind.

Außerdem benutzten die Wissenschaftler 22 menschliche Eizellen zur Jungfernzeugung (Parthenogenese). Ohne Befruchtung durch eine Samenzelle gelang es ihnen, sechs der Eizellen bis zu einem frühen Embryonal-Stadium zu entwickeln. Diese Embryonen gelten nicht als genetisch völlig identische Klone, weil sich das Erbgut während der Entwicklung der Keimzellen umlagert ("Crossing-over").

In Deutschland ist sowohl das Klonen menschlicher Embryonen als auch die Gewinnung von Stammzellen aus lebenden Embryonen gesetzlich verboten. Im Januar will der Bundestag über die Einfuhr menschlicher embryonaler Stammzellen beraten. Sie ist nach dem Gesetz nicht verboten.

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