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Politik: Gentechnik: Nida-Rümelin gegen Klonen

Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin will in der Genpolitik nichts überstürzen. Die deutsche Gesellschaft sei auf die neue Situation nicht vorbereitet, in der die Entwicklungen der Biotechnologie ungeahnte Möglichkeiten eröffneten, sagte Nida-Rümelin bei einer Podiumsdiskussion in Berlin.

Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin will in der Genpolitik nichts überstürzen. Die deutsche Gesellschaft sei auf die neue Situation nicht vorbereitet, in der die Entwicklungen der Biotechnologie ungeahnte Möglichkeiten eröffneten, sagte Nida-Rümelin bei einer Podiumsdiskussion in Berlin. Grundsätzliche Entscheidungen über den Einsatz von Gentechnik dürften daher in nächster Zeit nicht getroffen werden. "Wir stehen vor einer großen Gestaltungsaufgabe, die auch von irgendwelchen Expertengremien nicht in wenigen Monaten beantwortet werden dürfen", betonte der Philosoph im Dienst der Bundesregierung.

Nida-Rümelin selbst scheint vorsichtiger mit seinen Äußerungen zur Biotechnologie geworden zu sein, was sich vor allem in seiner Position zum therapeutischen Klonen von Embryonen zeigt. Dieses Verfahren, das in England seit kurzem bis zum 14. Tag nach Befruchtung der Eizelle erlaubt ist, dürfe in Deutschland vorerst nicht gestattet werden. Der Staatsminister wies darauf hin, dass die Methode beim therapeutischen Klonen für medizinische Zwecke die gleiche sei wie beim reproduktiven Klonen, also dem Kopieren von Menschen. So lange die Gefahr bestehe, dass die Zulassung des therapeutischen Klonens den Weg zum reproduktiven Klonen öffne, sei er strikt gegen die Einführung der britischen Regelung.

"Ich sehe diese Gefahr ganz deutlich, weil wir zurzeit keine klaren Grenzen haben: Weder ethische, noch juristische." Zudem sei bisher unklar, ob durch das therapeutische Klonen todkranken Menschen tatsächlich geholfen werden könne. "Sollte es aber zum Beispiel britischen Forschern gelingen, mit Hilfe dieser Methode Menschenleben zu retten, dann haben wir eine neue Situation. Dann müssen wir erneut über die Frage nachdenken", sagte Nida Rümelin. Das Klonen von Menschen müsse hingegen generell verboten bleiben. Der Einzelne könnte sonst in die Versuchung kommen, seine Vorstellungen vom optimalen Kind zu verwirklichen. Außerdem könne es mittelfristig zu einer "genetischen Armut der Menschen" kommen.

Markus Feldenkirchen

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