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Zahlen Sie jetzt - aber bitte von überall in Europa aus denselben Preis.

© Getty Images/iStockphoto

Geoblocking: Das EU-Parlament macht die Welt gerechter

Quälend lange hat es gedauert, aber jetzt ist es Fakt: Brüssel sorgt dafür, dass Onlinehändler alle Europäer künftig gleich behandeln müssen. Bitte mehr davon! Ein Kommentar

Ein Kommentar von Markus Grabitz

Mehr davon! Die EU sorgt gerade dafür, dass Verbraucher in Europa in Zukunft nicht mehr unterschiedlich behandelt werden, wenn sie ins Internet gehen und dort Geschäfte machen. Von Durchbrüchen wie diesen kann Europa gar nicht genug bekommen. Sie zeigen den Bürgern, dass Brüssel für sie handfesten Mehrwert produziert, statt praxisferner Bürokratie. Es ist noch nicht lange her, da hat die EU durchgesetzt, dass das Abzocken der Bürger durch Roaminggebühren im EU-Ausland abgeschafft und telefonieren und surfen zu Tarifen wie zu Hause eingeführt wurde.

Jetzt kommt mit dem Verbot des Geoblockings die nächste verbraucherfreundliche Entscheidung. Es geht hier nicht um kleine Unternehmen. Nein, die ganz großen Handelsketten, führende Fluggesellschaften und Autovermieter machen es seit Jahren. Sie lassen ihre Kunden abblitzen, nur weil die sich gerade in einem anderen EU-Mitgliedsland befinden, weil sie eine Mailadresse mit einer ausländisch anmutenden Kennung eingeben, oder weil sie eine bestimmte Kreditkarte zur Zahlung nutzen wollen. Was bilden sich die Unternehmen eigentlich ein? Ohne die Anonymität des Internets würde sich kein Händler trauen, so mit seinen Kunden umzuspringen.
Kritisieren muss man allerdings, dass es so lange gedauert hat, diese banale, aber eben vernünftige Regelung durchzusetzen. Es ist ausweislich einer Studie im Auftrag der EU-Kommission spätestens seit 2015 bekannt, dass ein Großteil der Händler im Netz plump diskriminiert. Und dennoch wird es bis 2020 dauern, bis dieser Unsinn abgestellt ist.

Der große Marktplatz ist das große Pfund der EU

Zwar noch nicht ganz, aber zumindest weitgehend. Wer E-Bücher, Musik, Spiele, Bezahl-TV- und Filme, also Inhalte mit Copyright, im Urlaub oder auf der Dienstreise aus dem Netz herunterladen will, der kann weiterhin auf die bekannten Hürden stoßen. Hier konnte sich das Parlament noch nicht durchsetzen. Und es werden noch Jahre vergehen, bis der gemeinsame Binnenmarkt auch digital seinen Namen verdient. Dabei ist doch der große Marktplatz für 500 Millionen Verbraucher das große Pfund der EU. Die ganze Welt erlebt gerade, wie schwer Großbritannien daran tragen wird, die fahrlässig getroffene Entscheidung für einen Ausstieg aus dem Binnenmarkt umzusetzen. Den Menschen auf der Insel dämmert, dass der Abschied von den vier Grundfreiheiten in den Bereichen Arbeit, Kapital, Personen und Dienstleistungen fatale Auswirkungen haben wird. Vermutlich wird sich die britische Volkswirtschaft davon Jahrzehnte nicht erholen.

Umso mehr muss das Europa der 27 die Errungenschaften des Binnenmarktes verteidigen und ausbauen. Defizite gibt es nicht nur im digitalen Bereich. Der Binnenmarkt funktioniert in der Regel besser, wenn es um physische Produkte geht. Bei Dienstleistungen ist es schwieriger. Gerade in der Telefonie oder bei Energie haben die Kunden in vielen Ländern häufig keine andere Wahl, als zu den teuren Platzhirschen zu gehen. Auch ist es in vielen Ländern immer noch unverschämt teuer, Päckchen und Pakete ins Nachbarland zu schicken. Brüssel, bitte übernehmen.

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