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George W. Bush: Überraschungsbesuch in Kabul

US-Präsident Bush hat auf dem Weg nach Indien einen unangekündigten Zwischenstopp in Afghanistan eingelegt. Bei seinem ersten Besuch bei seinem Amtskollegen Hamid Karsai sagte Bush der Al Qaida erneut den Kampf an.

Kabul - Bei einem überraschenden Besuch in Afghanistan hat sich US-Präsident George W. Bush davon überzeugt gezeigt, dass Al-Qaida-Chef Osama bin Laden noch gefasst wird. Mit Blick auf Bin Laden und Taliban-Anführer Mullah Omar sagte Bush am Mittwoch in Kabul: «Es ist nicht die Frage ob, sondern wann sie vor den Richter gebracht werden.» Vor einem für Samstag geplanten Besuch Bushs in Pakistan wurden dort im Grenzgebiet zu Afghanistan bei einer Anti-Terror-Offensive mindestens 25 mutmaßliche Extremisten getötet. In der Grenzregion werden auch Bin Laden, der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, und Mullah Omar vermutet.

Bush sagte bei seinem ersten Besuch in Afghanistan, er sei beeindruckt von den Fortschritten des Landes. Der afghanische Präsident Hamid Karsai bedankte sich bei den USA und nannte Bush den Mann, «der geholfen hat, uns zu befreien». Eine US-geführte Koalition hatte die radikal-islamischen Taliban, die bin Laden beherbergten, Ende 2001 gestürzt. Nach einem Treffen mit Karsai sagte Bush: «Wir machen Fortschritte dabei, Al Qaida zu demontieren.» Anschläge und Kämpfe in Afghanistan haben in der Vergangenheit wieder zugenommen.

Bush traf in Afghanistan auch US-Soldaten und weihte in Kabul die neue US-Botschaft ein. Die USA sind in Afghanistan mit rund 19.000 Soldaten der mit Abstand größte Truppensteller. Washington will die US-Truppen im unruhigen Süden des Landes schrittweise um rund 3000 Soldaten reduzieren. Dort soll dann die Internationale Schutztruppe Isaf, die bislang nur im Norden, Westen und in der Hauptstadt Kabul operiert, mehr Verantwortung übernehmen. Bush sagte, am Samstag in Islamabad werde er mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf auch das Problem des grenzüberschreitenden Terrors zwischen Pakistan und Afghanistan ansprechen.

Musharraf griff unterdessen Karsai wegen dessen Vorwürfen, dass Extremisten von Pakistan aus Ziele in Afghanistan attackierten, scharf an. «Wir versuchen, unser Haus in Ordnung zu bringen, er sollte an sein Haus denken, anstatt ständig Pakistan zu beschuldigen», sagte Musharraf der britischen BBC. Sollte Karsai der Ansicht sein, Terroristen kämen über die Grenze, sollte er den pakistanischen Vorschlag annehmen, einen Zaun zwischen den beiden Ländern zu bauen und den Grenzstreifen zu verminen.

Musharraf sagte, er erwarte von Bush bei dessen Besuch Druck auf Pakistan, auf Indien und auf die Kaschmirer zur Lösung des Kaschmir-Konflikts. «Er muss all seinen Einfluss geltend machen, dass wir uns an einen Tisch sitzen und den Streit lösen.» Indien lehnt internationale Vermittlung in dem Konflikt kategorisch ab. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft im Jahr 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um das geteilte Kaschmir. Vor zwei Jahren nahmen die beiden Atommächte Friedensverhandlungen auf.

Vor Bushs Ankunft in Indien demonstrierten in der Hauptstadt Neu Delhi zehntausende Muslime gegen den Besuch. Demonstranten riefen «Tod für Bush» und «Geh zurück, Bush». Für Donnerstag haben linke Parteien zu landesweiten Demonstrationen gegen den US-Präsidenten aufgerufen. Die Minderheitsregierung von Premierminister Manmohan Singh ist auf die Unterstützung der linken Parteien angewiesen.

Es ist Bushs erster Besuch in Indien und der erste eines US- Präsidenten, seit Bushs Amtsvorgänger Bill Clinton vor sechs Jahren nach Neu Delhi kam. Im Zentrum der dreitägigen Visite wird die geplante Unterstützung der USA für Indien im zivilen nuklearen Bereich stehen. Lieferungen von Atomtechnologie und -material nach Indien sind seit indischen Atomwaffentests im Jahr 1998 international ausgesetzt. Bush wird auf seiner Südasien-Reise von US-Außenministerin Condoleezza Rice und seiner Ehefrau Laura Bush begleitet. Der Zwischenstopp in Afghanistan auf dem Weg nach Indien war aus Sicherheitsgründen nicht angekündigt worden. (tso/dpa)

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