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Politik: Geplante Demokratie

Bouteflika ist in Algerien Favorit

Von Clemens Altmann, Algier

und Ralph Schulze, Madrid

Algeriens jeweilige Opposition hat eine gute, alte Tradition: Bevor auch nur ein Wähler sein Kreuz gemacht hat, wird schon „Wahlbetrug“ gerufen. Die Präsidentschaftswahlen am Donnerstag machen da keine Ausnahme. Angeblich habe der Clan des Amtsinhabers Abdelasis Bouteflika schon entschieden, dass ihr Kandidat in der ersten Runde zwischen 53 und 55 Prozent der Stimmen bekommen werde. Beweise dafür gibt es nicht, aber die Erfahrungen der vergangenen 14 Jahre mit ihrer Vielzahl zumindest seltsamer Abstimmungsergebnisse sind den Anklägern Grund genug, auch diesmal von geplanten „Berichtigungen“ auszugehen.

Algeriens Militär versprach hingegen erstmals, „neutral“ zu bleiben. Seit dem Putsch Anfang 1992, als die Generäle den sicheren Wahlsieg der Islamisten gewaltsam verhinderten, tobt in Algerien ein Bürgerkrieg, in dem bis heute mehr als 150 000 Menschen starben. Immer noch gilt der „Ausnahmezustand“ mit der entsprechenden Allmacht der Sicherheitsbehörden.

Die militanten Islamisten, die unter dem Dach der „Gruppe für Predigt und Kampf“ (GSPC) das Regime und auch den „ungläubigen Westen“ bekämpfen, haben keine Nachwuchssorgen. Die Gruppe mit Kontakten zu Al Qaida entführte im vergangenen Jahr 32 europäische Touristen. Zulauf erhält sie vor allem von jungen Algeriern, die die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgegeben haben. Drei Viertel der 32 Millionen Algerier sind unter 30 Jahre alt, rund 50 Prozent von ihnen sind arbeitslos. Von den Einkünften aus den Ölvorkommen des Landes hat die Bevölkerung bislang nur wenig profitiert.

Aussichtsreichster Herausforderer Bouteflikas ist der ehemalige Premier Ali Benflis. Hinter ihm stehen die ehemalige Einheitspartei FLN, die Witwe des vom Volk verehrten früheren Landesvaters Houari Boumediene und Ex-Präsident General Lamine Zeroual.

Clemens Altmann[Algier], Ralph Schulze[Madrid]

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