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Pastor Terry Jones.

© AFP

Geplante Koranverbrennung: US-Pastor Jones war Seelsorger in Köln

Der radikale US-Pastor Jones, der den Koran verbrennen will, hatte in Köln eine Gemeinde gegründet. Dort will man ihn vergessen.

Das weiß verputzte Haus wirkt beschaulich, der Name harmlos: „Christliche Gemeinde Köln“. Nichts erinnert daran, dass es über zwanzig Jahre lang in diesem Haus verbal um Tod und Teufel ging. Der charismatische evangelikale Prediger Terry Jones aus Gainesville in Florida hatte die Gemeinde 1981 ins Leben gerufen; in dem sinnenfrohen, von heidnischen Römern gegründeten Köln sah er den Teufel am Werk, dem er das Handwerk legen wollte. 2008 gingen Jones und seine Frau zurück in die USA, um dort eine Gemeinde aufzubauen. Heute vermutet der 58-jährige radikale Pastor den Teufel im Islam. Zum Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September will er in Florida den Koran verbrennen – als „klare Botschaft an den radikalen Islam“.

Jones, der innerhalb des weiten Spektrums christlicher Erweckungsbewegungen als besonders extrem gilt, schaffte es, in Köln bis zu 1000 Mitglieder an sich zu binden. Aussteiger berichteten amerikanischen Medien, wie schwer es war, von Jones’ Sekte wegzukommen. Sie seien psychisch unter Druck gesetzt worden und mussten den Kontakt zu Freunden außerhalb der Gemeinde und selbst zu Familienangehörigen abbrechen. Jeden Sonntag predigte Jones, dass von Gott mit einem furchtbaren Schicksal bestraft werde, wer sich nicht an sein strenges Regiment halte. Gemeindemitglieder gaben ihre Berufe auf, um zum Teil zwölf Stunden am Tag ehrenamtlich für Jones zu arbeiten und Möbel über Ebay zu versteigern.

2002 verurteilte das Kölner Amtsgericht Jones zu einer Geldbuße von 3000 Euro, weil er sich mit einem falschen Doktortitel geschmückt hatte. Einige Zeit später kamen auch Anhängern Zweifel, weil die Gemeindekasse trotz ihrer unbezahlten Arbeit leer blieb.

Nach Jones Rückkehr in die USA schrumpfte die Gemeinde. Heute hat sie nach eigenen Angaben 60 bis 80 Mitglieder. Stephan Baar ist der zweite Vorsitzende und hat viel zu tun. Seitdem bekannt geworden ist, dass Jones den Koran verbrennen will, steht bei ihm das Telefon nicht mehr still. „Wir distanzieren uns von dieser Aktion und möchten damit nicht in Verbindung gebracht werden“, wiederholt Baar nun alle zehn Minuten. Sie seien froh, dass sie Jones los seien und hätten auch keinen Kontakt mehr zu ihm. „Gott sei Dank haben wir mit dem nichts mehr zu tun“, sagt auch Diana Breuel, die seit sechs Jahren in der Glaubensgemeinschaft – einem eingetragenen Verein – aktiv ist.

„Er hat nicht die biblischen Werte nach außen getragen, sondern sich selbst als Person in den Mittelpunkt gestellt“, sagt Baar. Die Gewaltbereitschaft und den Fanatismus, den er anklage, schüre er selber. Doch so wie er Jones kenne, werde der sich trotz der weltweiten Proteste nicht von seinem Plan abbringen lassen. „Terry Jones ist jemand, der etwas bis zu Ende durchbringt, wenn er es als von Gott gegeben sieht.Die Kölner Gemeinde will nun auch äußerlich ihre Distanz zu Jones sichtbar machen und ihren Namen ändern. (mit dpa)

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