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Der Stuhl Petri wird ab Donnerstag leer bleiben. Die Macht übernehmen die Kardinäle. Foto: dpa

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Politik: Gerangel um den Heiligen Stuhl

Die Vorverlegung des Konklaves mindert die Chancen für Außenseiter.

Berlin - Für Papst Benedikt beginnt am Donnerstag ab 20 Uhr das Leben jenseits der Amtsgeschäfte. Nicht so für die Kardinäle. Für sie beginnt dann die Arbeit, einen Nachfolger zu suchen. Hinter den Kulissen hat bereits das Gerangel um die besten Startpositionen begonnen.

Der Papst selbst wirkte mit seinem Apostolischen Schreiben vom Montag, dem sogenannten „Motu Proprio“, daran mit. Mit dem Schreiben hat er die Weichen für einen früheren Beginn der Wahlversammlung gestellt, früher als am bisher üblichen 15. Tag nach dem Ende eines Pontifikats. Dadurch schwächt er dieChancen für Außenseiter und stärkt die Position der bekannten Kurienkardinäle, die eher für die Fortsetzung seines Kurses stehen.

Denn durch einen früheren Beginn des Konklaves würde sich die Zeit verkürzen, in der sich die Kardinäle der Weltkirche kennenlernen können. Diese Phase ist diesmal besonders wichtig, da über die Hälfte der stimmberechtigten 115 Kardinäle Neulinge sind. Selbst die Älteren, die schon Konklaven erlebt haben, kennen bestenfalls ein Drittel der anderen Kardinäle, sagt einer von ihnen.

Mit der Sedisvakanz ab Donnerstagabend 20 Uhr übernimmt das Kardinalskollegium die Regentschaft in der Kirche. Deshalb und auch weil sie sich von Benedikt persönlich verabschieden wollen, reisen die meisten Kardinäle bereits diese Woche nach Rom. Am Freitag werden sie zu ihrer ersten Generalkongregation zusammenkommen, bei der über wichtige Fragen der Kirche entschieden werden kann.

Von diesem Zeitpunkt an finden im Vatikan und in Kirchen über Rom verteilt unter Ausschluss der Öffentlichkeit Vorstellungsrunden statt mit Predigten und Vorträgen über die Situation der Kirche auf den verschiedenen Kontinenten. Dabei hat sich schon mancher aussichtsreiche Kandidat um Kopf und Kragen geredet.

Wer sich eine eigene Meinung über diesen oder jenen Kollegen bilden will, für den ist diese Phase sehr wichtig. Je länger sie dauert, umso eher haben Außenseiter eine Chance, sich zu präsentieren und gewählt zu werden. Wird sie verkürzt, steigt der Einfluss der mächtigen Kurienkardinäle und der Italiener, der größten nationalen Gruppe unter den Kardinälen. Deshalb sind es auch eher die Kurienkardinäle und die italienischen Kollegen, die für eine Vorverlegung des Konklaves plädieren.

Einige Kardinäle, darunter der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki, reisen allerdings erst kommende Woche nach Rom, so dass eine endgültige Entscheidung über den Beginn des Konklave im Kardinalskollegium erst kommende Woche fallen wird. Bei dieser Entscheidung müssen alle wahlberechtigten Kardinäle anwesend sein.

In seinem „Motu Proprio“ hat Papst Benedikt – womöglich als Konsequenz aus der Vatileaks-Affäre – die Strafen für Vatikanmitarbeiter verschärft, die gegen die Verschwiegenheitspflicht um das Konklave verstoßen. Bislang war nur von „schwerwiegenden Strafen nach Ermessen des künftigen Papstes“ die Rede. Jetzt droht die sofortige Exkommunikation. Claudia Keller

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