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Politik: Gerangel um die Posten: Die künftige PDS-Chefin Gabriele Zimmer sucht ein schlagkräftiges Führungsteam

Wenigstens die Schlagzeile ist euphorisch: "Zimmer mit guter Aussicht", titelte das "Neue Deutschland" nach der ersten Regionalkonferenz der PDS am vergangenen Sonnabend in Magdeburg. Und weiter heißt es, die Partei sehe jetzt "nicht nur in Personalfragen klarer, sondern schöpft auch Mut für den Bundesparteitag in Cottbus".

Von Matthias Meisner

Wenigstens die Schlagzeile ist euphorisch: "Zimmer mit guter Aussicht", titelte das "Neue Deutschland" nach der ersten Regionalkonferenz der PDS am vergangenen Sonnabend in Magdeburg. Und weiter heißt es, die Partei sehe jetzt "nicht nur in Personalfragen klarer, sondern schöpft auch Mut für den Bundesparteitag in Cottbus". Zu früh gefreut: Bei der Vorstandssitzung am Montag in Berlin muss die designierte PDS-Chefin Gabriele Zimmer einräumen, dass die Besetzung ihrer künftigen Führungsmannschaft noch längst nicht klar ist. Zwar habe sie Favoriten für die Besetzung der Ämter benannt, die Verteilung der Posten aber sei offen. Sie soll nun "spätestens in Gotha", bei der letzten von zehn Regionalkonferenzen, feststehen - also erst in drei Wochen.

Bis dahin darf um die Spitzenposten gerangelt werden - und jede Personalie ist dabei auch ein Stück Kursbestimmung der SED-Nachfolgepartei. Als sicher gilt bisher nur, dass der amtierende Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch wieder kandidiert und damit zum starken Mann im Vorstand wird. Zimmers künftige Stellvertreter stehen dagegen nicht fest. Konkurrenz gibt es etwa zwischen Mecklenburg-Vorpommerns Vize-Regierungschef Helmut Holter und dem sächsischen PDS-Vorsitzenden Peter Porsch - eine Entscheidung auch über die Frage, wie wichtig das Profil als Oppositionspartei ist. Auch der zweite Frauen-Platz in der Führung ist noch nicht besetzt: Zimmer bemüht sich, dafür Sachsen-Anhalts Fraktionschefin Petra Sitte zu gewinnen - doch die engagierte Reformerin ziert sich mit Blick auf die bevorstehenden Magdeburger Landtagswahlen. Vergleichsweise sicher sitzt nur Parteivize Diether Dehm auf seinem Posten. Der Ex-Sozialdemokrat aus Hessen soll weiter die West-Verbände im Vorstand vertreten.

Bleibt Sitte bei ihrem "Nein", käme die Führung in die Bedrouille: Nicht ausgeschlossen wird, dass die Europaabgeordnete Sylvia-Yvonne Kaufmann dann wieder kandidiert - ausgerechnet die Frau, die mit einer engagierten Rede gegen UN-Kampfeinsätze die Niederlage der PDS-Spitze auf dem vergangenen Bundesparteitag in Münster mit herbeigeführt hat. Und auch die Berliner Landeschefin Petra Pau käme wieder ins Rennen um die Vorstandsposten - obwohl ihr Verhältnis zu Zimmer als äußert gespannt gilt. Pau meint bis heute, sie wäre die bessere Nachfolgerin von Parteichef Lothar Bisky gewesen. Bei der Vorstellung ihrer Wunschkandidaten für die Führung hatte Zimmer die Berlinerin nicht erwähnt.

Eingebunden werden soll Pau dennoch. "Psychologisch vernünftig" fänden die Strippenzieher deshalb, wenn die ehemalige Pionierleiterin zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt wird - hinter Roland Claus, der am 2. Oktober zum Nachfolger von Gregor Gysi gewählt werden soll. Die frühere DDR-Wirtschaftsministerin Christa Luft und der Hamburger Wolfgang Gehrcke würden neben ihr Vize-Chefs der Fraktion bleiben. Heidi Knake-Werner aus Bremen, bisher im Amt der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, würde nach diesem Personaltableau, auf das sich der Fraktionsvorstand verständigt hat, Nachfolgerin von Claus als Parlamentarische Geschäftsführerin der PDS-Bundestagsfraktion. Doch auch das gilt unter Vorbehalt: Bisher weiß die Bundestagsfraktion noch nichts von ihrem Glück.

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