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© AFP

Gerichtsurteil: US-Terrorhelfer muss 17 Jahre hinter Gitter

Er saß dreieinhalb Jahre ohne Anklage in einem Militärgefängnis seines Heimatlandes. Auf ein Leben in Freiheit muss der US-Bürger José Padilla noch lange warten. War sein religiöser Fanatismus nur ein Deckmantel?

Ein Richter in Miami hat gegen den als Terrorhelfer verurteilten US-Bürger José Padilla eine Haftstrafe von 17 Jahren verhängt. Padilla war bereits im vergangenen Sommer von einer Geschworenen-Jury der Beihilfe für das Terrornetzwerk Al Qaida schuldig gesprochen worden, nur das Strafmaß stand noch aus. Mit seinem heute ergangenen Urteil blieb der Richter unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die lebenslänglich beantragt hatte. Der Fall Padilla hatte weltweit Schlagzeilen gemacht, weil der gebürtige Puertoricaner dreieinhalb Jahre lang ohne formelle Anklage in einem US-Militärgefängnis festgehalten worden war.

Auch gegen die beiden mit Padilla verurteilten Komplizen verhängte der Richter in Miami langjährige Haftstrafen: Adham Amin Hassoun muss für 15 Jahre ins Gefängnis, Kifah Wael Jayyousi für zwölf Jahre. Alle drei waren für schuldig befunden worden, zwischen 1993 und 2001 das Terrornetzwerk Al Qaida unterstützt sowie Entführungen, Morde und die Verstümmelung von Menschen geplant zu haben. US-Bürgerrechtler hatten den Umgang der Behörden mit Padilla scharf kritisiert. Wegen angeblicher Anschlagspläne hatte ihn die US-Regierung als "feindlichen Kämpfer" eingestuft - so wie die Terrorverdächtigen im Lager Guantanamo. Seine juristischen Rechte als Gefangener waren dadurch eingeschränkt.

"Außergewöhnlich gewalttätiger Mensch"

Staatsanwalt Brian Frazer hatte am vergangenen Freitag in seinem Plädoyer auf die vielen Gewalttaten verwiesen, die Padilla bereits in seiner Jugend begangen haben soll, darunter einen Mord im Alter von 14 Jahren. Padilla sei "ein außergewöhnlich gewalttätiger Mensch", er sei "sozial gestört". Seinen Hang zur Gewalt habe das frühere Gang-Mitglied aus Chicago auch nach seinem Übertritt zum Islam Anfang der 90er Jahre nicht aufgegegen, argumentierte Frazier. Der Islam sei nur ein Mittel gewesen, um der Gewalt einen Anstrich von Ehrenhaftigkeit zu geben. Im Jahr 2000 soll Padilla an einem Dschihad-Training in Afghanistan teilgenommen haben.

Nach Darstellung der Verteidigung wollten die Beschuldigten lediglich muslimischen Opfern in Krisengebieten wie Tschetschenien und Bosnien helfen. Padilla konnte nach Angaben seiner Anwälte bei dem Termin am Freitag nicht vor Gericht aussagen, weil er noch unter den Folgen von Folter und Misshandlung während seiner Haft leide. (ho/AFP)

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