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Gesellschaft: Unzufriedenheit im Osten wächst weiter

Jeder Vierte Ostdeutsche ist laut einer Umfrage mit seinem Leben unzufrieden. Vor allem Senioren haben wenig Zuversicht.

Berlin - Die Zufriedenheit der Ostdeutschen ist 2008, wie in den vergangenen acht Jahren, erneut gesunken. Bei den Senioren fiel sie sogar auf das „historische Tief von 1990“. Das berichtete der Sozial- und Wohlfahrtsverband Volkssolidarität am Dienstag in Berlin, der sich auf eine repräsentative Umfrage des sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin-Brandenburg (SFZ) vom Mai und Juni letzten Jahres, also noch vor der Finanzkrise, bezog. Demnach war jeder Vierte der 2900 befragten Ostdeutschen mit seinem Leben unzufrieden.

Schuld seien vor allem die „ungerechten Reformen“ der Politik, sagte Bernd Niederland, Bundesgeschäftsführer der Volkssolidarität. Die Mehrheit der befragten Ostdeutschen (57 Prozent) sehe sich Verlusten durch die bisherigen Sozialreformen ausgesetzt, besonders in der Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen. Die Rente mit 67 werde vehement abgelehnt.

86 Prozent der Befragten sehen die Notwendigkeit einer Reformierung des Sozialstaates. Sie forderten aber „keineswegs mehr Sozialleistungen, sondern zunächst mehr soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit“, sagte Niederland. Dies sei ein deutliches Bekenntnis zum Sozialstaat und gegen eine „Vollkaskomentalität“.

Fast die Hälfte der ostdeutschen Bürger bewertete die eigenen Zukunftschancen als negativ, 88 Prozent gingen davon aus, dass die Armut in Deutschland steigen werde. Daraus folge eine zunehmende Politikverdrossenheit, die „zum Nachdenken und Handeln veranlassen“ sollte, sagte Niederland. Immer mehr Bürger sähen sich als Verlierer der deutschen Einheit. Zugunsten von Werten wie Arbeit, Familie und sozialer Sicherheit sei der Stellenwert der Demokratie deutlich gesunken. Wahlen würden nur noch von einem Viertel der Bevölkerung als wichtig empfunden, die Hälfte der Ostdeutschen habe wenig Vertrauen in den Bundestag oder die Bundesregierung.

„Kritisch zu bewerten“ seien rechtsextremistische Auffassungen der Ostdeutschen. 74 Prozent der Befragten hätten der Aussage, dass es zu viele Ausländer in Deutschland gebe, teilweise zugestimmt. Inwieweit die Studie alleinige Ostmerkmale abbildet, bleibt unklar, da der Vergleich mit westdeutschen Werten fehlt. Im nächsten Jahr will der Verband deshalb auch Umfragewerte in den alten Bundesländern erheben. Volker Rueß

Volker Rueß

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