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Politik: Gespenster

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Eigentlich müsste in der Debatte um einen neuen Krieg am Golf nun wirklich jeder Politiker alles gesagt haben – schließlich dauert der Streit schon viele Monate. Doch halt!

Von Hans Monath

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Eigentlich müsste in der Debatte um einen neuen Krieg am Golf nun wirklich jeder Politiker alles gesagt haben – schließlich dauert der Streit schon viele Monate. Doch halt! Wo steht eigentlich die sonst so meinungsfreudige und markige FDP in dieser Debatte? Daniel Bahr, Bundestagsabgeordneter und Chef der Jungen Liberalen (Julis), jedenfalls macht sich Sorgen, weil er von den eigenen Leuten zu der existenziellen Frage so wenig hört. Zudem hält er die Position der FDP für schwammig. Der Vorsitzende der Nachwuchs-Liberalen lehnte sich deshalb vergangene Woche weit aus dem Fenster und forderte eine klare Aussage, wonach ein Krieg für die FDP momentan ausgeschlossen ist. „Wir müssen das Ohr am Volk haben – und das gilt auch für das Thema Irak“, verlangte Bahr und machte gleich noch deutlich, dass Bush für ihn ein „religiöser Eiferer“ sei. Blauäugigkeit aber wollen sich die Julis nicht vorwerfen lassen. Deshalb protestierten sie am Donnerstag vor der Botschaft des Irak in Berlin gegen Saddam, um zu zeigen, von wem die Bedrohung ausgeht. Zwanzig Julis hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie: „Respect 1441“.

Bahrs Stellvertreter Cordt Detering hatte bei der Demo eine Begegnung der dritten Art, die er gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ als „bizarr“ bezeichnete. Aus der Botschaft kamen nämlich einige wenige schnauzbärtige Männer, nahmen die Demonstranten in Augenschein und grinsten nur. Der Juli-Vize-Chef fühlte sich durch die Vertreter Saddams freilich an eine Reizfigur aus den eigenen Reihen erinnert: „Die sahen alle aus wie Jürgen Möllemann.“ Merke: Ist ein Politiker erst mal zum Partei-Gespenst geworden, kann er immer und überall auftauchen.

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