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Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff setzt den Ruf des Landes aufs Spiel.

© AFP

Brasilien: Gestern Aufsteiger - heute Krisenstaat

Vor wenigen Jahren noch galt Brasilien als einer der großen Aufsteiger - politisch, wirtschaftlich, militärisch. Jetzt droht das Land im Korruptionssumpf zu versinken. Zeit, dass Präsidentin Rousseff geht. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Michael Schmidt

Ach, Brasilien! Hast so vieles richtig gemacht. Und nun? Reißt du mit dem Hintern ein, was du mit den Händen aufgebaut hast. Nach 13 Jahren unter den Sozialisten, 13 guten, von stabilen Verhältnissen, Wirtschaftswachstum und beispiellos erfolgreicher Armutsbekämpfung geprägten Jahren, steht jetzt alles infrage: Millionen Aufgebrachte gehen Wochenende für Wochenende auf die Straße und schreien ihren Groll gegen die Regierung heraus. Im Zentrum ihres Zorns steht dabei Dilma Rousseff. Die Präsidentin, so wirkt es, scheint bereit zu sein, alles auf dem Altar ihres Machterhalts zu opfern, was sich das Land erarbeitet hat: den Ruf einer konstruktiven Regionalmacht, die Reputation eines politisch und wirtschaftlich verlässlichen Handelspartners, das Image eines gefestigten demokratischen Staates. Damit ist’s vorbei. Die Krankheit, die sich krebsartig metastasierend in den Leib des südamerikanischen Riesenlandes frisst, hat einen Namen: Korruption. Nicht nur die Opposition ist den Kampf dagegen leid. Rousseffs Regierungspartner denkt auch bereits darüber nach, das Bündnis mit ihr zu verlassen. Dann stünde einem Amtsenthebungsverfahren nichts mehr im Weg. Ob sie im August die Olympischen Spiele in Rio noch im Amt eröffnen wird, ist mehr als fraglich. Und das ist gut so.

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