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Politik: Gesucht: Ein Nachfolger für den Kandidaten Wie in München für eine Zeit

nach Stoiber geplant wird

Von Mirko Weber, München

Die bayerische CSU hat es lange vermeiden können, die Frage einer möglichen Nachfolge von Edmund Stoiber zu diskutieren. Nach Beginn der Parlamentsferien jedoch kommt Gemurmel auf in Berlin und München. Der Bäckermeister Ernst Hinsken aus Plattling ist wirtschafts- und verkehrspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe. Er hat die Nachfolgefrage so beantwortet: „Ich halte Beckstein für befähigt, Ministerpräsident zu werden. Aber wir haben eine breite Auswahl. Es gibt noch Erwin Huber, Thomas Goppel und Alois Glück.“ Hinsken hätte auch sagen können: „Ich halte Huber für befähigt, Ministerpräsident zu werden …“

Gleichwohl kann man Hinskens Aussagen ernst nehmen, weil der bayerische Innenminister Günther Beckstein gerade wortreich dementiert hat, nichts von einem so genannten Geheimplan Edmund Stoibers zu wissen. Darin soll Beckstein als Thronfolger in München vorgesehen sein. Der bisherige Chef der Münchner Staatskanzlei, Erwin Huber, würde ohne Bundestagsmandat seinem jetzigen Chef ins Kanzleramt nachfolgen.

Bisher stellten sich die Dinge nach Auskunft von Beckstein anders dar. Zwar ist zweifelhaft, ob alle Mitglieder des „Kompetenzteams“ ein Ministeramt bekleiden könnten, aber Beckstein stand als möglicher künftiger Innenminister ganz oben auf der Liste. Er selber hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er geschmeichelt wäre, ein solches Amt zu übernehmen. In München vertritt der gebürtige Franke und Protestant trotzdem gerne den Ministerpräsidenten in dessen Abwesenheit. Er macht wenig von sich her, was dem Volk gefällt – und wirkt entspannter als Staatskanzleichef Huber bei solchen Gelegenheiten. Huber hat wenig Rückhalt in der Bevölkerung. Bessere Karten besitzt da der CSU-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, Alois Glück. Seine Chancen galten bisher als gering, zumal Glück sich im Zweifelsfall nicht vordrängt. Was sein Naturell betrifft, könnte Bayern gut mit ihm leben. Dessen grundkonservative Ansichten hindern Glück nicht, sich freie und originelle Gedanken zu machen. Wesentlich schlechter sind die Aussichten für CSU-Generalsekretär Thomas Goppel, der von Stoiber erst vor kurzem auf diesen ungeliebten Posten abgeschoben worden ist. Zusätzlich schaden ihm bei öffentlichen Auftritten seine Selbstverliebtheit und seine abgehobene Sprache.

Ein bayerischer Bundeskanzler bräuchte freilich einen absolut verlässlichen und mehr als loyalen Partner in München. Die Rolle als ständiger erster Widersacher des Bundes hätte Bayern erst einmal ausgespielt.

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