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Gesundheit: Arztpraxen sollen geschlossen bleiben

Patienten könnten heute vor verschlossenen Arzttüren stehen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat niedergelassene Ärzte dazu aufgerufen, ihre Arbeit ruhen zu lassen. So soll gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung protestiert werden und gleichzeitig auf ein weiteres Problem hingewiesen werden.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) warnt vor einem Medizinermangel. Deshalb ist von diesem Dienstag an geplant, dass  niedergelassener Ärzte ihre Praxen schließen. Fast jeder fünfte niedergelassene Arzt in Deutschland befinde sich kurz vor dem Ruhestand, berichtete KBV-Chef Andreas Köhler. Unterstützung der Politik sei nötig. "Denn der drohende Ärztemangel ist letztlich eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft."

Aufruf zur Praxisschließung

Die niedergelassenen Ärzte sind bis einschließlich Freitag aufgerufen, ihre Praxen zu schließen und so gegen die Gesundheitspolitik zu protestieren. Initiator ist der Verein "Freie Ärzteschaft". Nach Angaben seines Präsidenten Martin Grauduszus könnten sich bis zu 30 Prozent der rund 100.000 Praxen an dem Protest beteiligen. Andere Ärztekreise gingen allerdings von einer geringen Beteiligung aus. Durch Vertretungsregelungen soll die Versorgung der Patienten gesichert werden. Nach Ansicht des Vereins zielt der Sparkurs der Bundesregierung darauf ab, die gesamte Versorgung von den niedergelassenen Ärzten in die Kliniken zu verlagern.

Unterdessen rechnete der Chef der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), Ingo Kailuweit "spätestens zum 1. Juli mit einer neuen Beitragserhöhungswelle". Als Gründe nannte er im "Handelsblatt" die schwächere Konjunktur sowie steigende Gesundheitsausgaben. Auch hätten viele Kassen zum 1. Januar ihre Beiträge nicht so erhöht, wie es zur Deckung der erwarteten Ausgaben erforderlich gewesen wäre.

Anzahl der älteren Ärzte steigt stark an

Der Kassenarzt-Verband KBV berichtete, der Anteil der Praxisärzte, die 60 Jahre und älter sind, habe von 8,8 Prozent 1993 auf zuletzt mehr als 17 Prozent zugelegt. Bei den Hausärzten seien es sogar 19 Prozent. 1993 waren rund 9100 niedergelassene Ärzte 60 Jahre und älter. Mittlerweile seien es rund 20.600 Ärzte.

"Wir rechnen damit, dass bis 2012 rund 34.000 niedergelassene Ärzte altersbedingt ihre Praxistätigkeit aufgeben werden", sagte Köhler. "Junge Ärzte sind also gefragt wie nie sowohl in Krankenhäusern als auch in den niedergelassenen Praxen." Sichere wirtschaftliche Verhältnisse seien für ausreichend medizinischen Nachwuchs nötig.

Köhler forderte deshalb nachdrücklich, dass 2009 die in Aussicht gestellte Honorarreform startet. "Sie bietet die Chance auf Einkommensverbesserungen bei den niedergelassenen Kollegen." Die Ärzte sollen dann für kränkere Patienten mehr Geld bekommen. Die Bezahlung soll zudem nicht mehr nach einem komplizierten Punktwertsystem, sondern nach Euro und Cent erfolgen. (mbo/dpa)

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