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Gesundheit: Kliniken rechnen oft falsch ab – meist zu ihren Gunsten

Verärgerung bei den gesetzlichen Krankenkassen: Nach Angaben ihres Spitzenverbandes seien im Jahr 2009 fast die Hälfte aller Klinikabrechnungen zu hoch gewesen. Barmer-Geschäftsführer Schmitt fordert höhere Prüfquoten.

Absicht wollen die Krankenversicherer den Kliniken nicht unterstellen. Doch ärgerlich ist die Sache für sie allemal. Bei Prüfungen, so teilte der Spitzenverband der gesetzlichen Kassen mit, hätten sich 43 Prozent der Klinikabrechnungen im Jahr 2009 als zu hoch erwiesen. Und während die Deutsche Krankenhausgesellschaft diesen Befund mit der komplizierten Materie und „unterschiedlichen Auffassungen“ über Abrechnungsmethoden kleinzureden versuchte, präsentierte die größte bundesweite Kasse noch höhere Zahlen. Ihre Prüfungen in Berlin und Brandenburg hätten gar eine Falschabrechnungsquote von 51 Prozent ergeben, teilte die Barmer GEK mit.

Die Summen bewegten sich zwischen 300 und 40 000 Euro, so Barmer-Landesgeschäftsführer Hermann Schmitt. Stichproben hätten in den ersten drei Quartalen 2009 zu Nachzahlungen von knapp zehn Millionen Euro geführt. Damit ließen sich bundesweit alle Mutter-Kind-Kuren fast ein halbes Jahr lang finanzieren, sagte Schmitt und forderte, die Prüfquoten zu erhöhen. Bisher werden nur zwölf Prozent der Rechnungen kontrolliert.

Im Schnitt bringe jede Beanstandung 1100 Euro, heißt es beim GKV-Spitzenverband. Hochgerechnet ergebe sich so pro Jahr ein „potenzieller Gesamtschaden“ von bis zu einer Milliarde Euro. Allerdings setze man nicht auf noch mehr Kontrollen, sondern auf gesetzliche Änderungen. Bislang nämlich sind die Kassen die Dummen: Bei Falschabrechnung müssen die Kliniken das Geld nur nachzahlen. Enden Stichproben aber ohne Beanstandung, erhalten sie von den Kassen je 300 Euro.

Diese 300 Euro müsse man auch Abrechnungssündern als Strafe abverlangen dürfen, fordert Verbandssprecher Florian Lanz. Ohne Sanktionsmöglichkeit gebe es für Kliniken „keinen Anreiz, in richtige Abrechnungen zu investieren“. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) kündigte an, mit den Ländern über Verfahrensverbesserungen für Klinikabrechnungen diskutieren zu wollen.

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