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Politik: Gesundheitsreform: "Ausgequetscht und unterbezahlt"

Am Mittwoch trugen die Damen und Herren in Weiß ihren Protest in die Hauptstadt. Bereits seit Montag blieben in den neuen Bundesländern zahlreiche Arztpraxen geschlossen.

Am Mittwoch trugen die Damen und Herren in Weiß ihren Protest in die Hauptstadt. Bereits seit Montag blieben in den neuen Bundesländern zahlreiche Arztpraxen geschlossen. Eine Protestkundgebung niedergelassener Mediziner aus ganz Ostdeutschland am Brandenburger Tor bildete einen Höhepunkt der Aktionswoche unter dem Motto "Auszeit statt Aus". Nach Auskunft der ärztlichen Selbstverwaltung steht ein Viertel der ostdeutschen Arztpraxen vor der Insolvenz. Die Raten zur Finanzierung der Praxiseinrichtung, schmerzen die Ärzte. Zugleich werden ihre Vergütungen durch die Gesundheitsreform gedrückt.

Die Ostdeutschen finden Unterstützung bei gesamtdeutschen Ärztevertretern. "Die Sparzitrone Ost ist nicht nur ausgequetscht", konstatiert der Präsident des Hartmannbundes, Hans-Jürgen Thomas, "sie ist zum verschimmelten Trockenobst geworden." Das Problem der ostdeutschen Ärzte ist das Finanzierungssystem. Gesunde und flexible junge Menschen wechseln zu "virtuellen"" Betriebskrankenkassen im Westen. Die Ausschüttungen der Krankenkassen aber erfolgen über die kassenärztlichen Vereinigungen (KV) des Bundeslandes, in dem die jeweilige Kasse ihren Sitz hat. Zudem sind Arzthonorare und die Mittel für Arznei- und Heilmittel gedeckelt. Ein Arzt im Osten bekommt 77 Prozent dessen, was sein Kollege im Westen für die gleiche Leistung abrechnet. "Damit", so der Sprecher des Aktionsrates der Ärzte, Martin Link, "werden unter den Fachärzten zwischen 8 und 40 Prozent der Arbeitsleistung gar nicht mehr bezahlt." Die Ärzte fordern eine Angleichung ans Westniveau sowie die Aufhebung der Budgetierungen. Zudem müsse der Risikostrukturausgleich die deutlich höhere Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate im Osten berücksichtigen.

Eberhard Löblich

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