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Politik: Geteilte Welt

UN: Millenniumsziele nur mit mehr Geld und Politikwechsel erreichbar

Berlin - Die Ausgaben für Entwicklungshilfe sowie deren Qualität müssen sich deutlich ändern, wenn bis zum Jahr 2015 Ziele wie die Halbierung der Armut weltweit oder Grundschulerziehung für alle Kinder erreicht werden sollen. Im Jahresbericht des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) wird zwar gelobt, dass seit dem Jahr 2000, in dem sich die internationale Gemeinschaft auf acht so genannte Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) geeinigt hat, Fortschritte bei deren Verwirklichung gemacht worden sind. Doch vor allem „unfairer Welthandel“ und zu wenig finanzielle Hilfe verhindern, dass Millionen von Menschen aus der Armut herausfinden.

Nach UNDP-Angaben wird Entwicklungshilfe durch protektionistische Maßnahmen der reichen Länder wie Schutzzölle auf Baumwolle oder andere Agrarprodukte konterkariert. Deren Gesamtsumme verursache in den Entwicklungsländern einen Verlust von insgesamt 72 Milliarden Dollar. Das entspreche in etwa der gesamten öffentlichen Entwicklungshilfe im Jahr 2003. Zudem hat sich seit den 90er Jahren in den 18 ärmsten Ländern der Welt, zwölf davon im südlichen Afrika, die Lebensqualität sogar verschlechtert. Dabei hat die HIV-Aids-Epidemie „die menschliche Entwicklung am stärksten zurückgeworfen“. Allein 2003 starben drei Millionen Menschen an der Krankheit.

Allgemein leben noch immer weltweit 2,5 Milliarden Menschen in Armut, also von weniger als zwei Dollar am Tag. Und auch wenn beispielsweise seit den 90er Jahren nach UNDP-Angaben immerhin zwei Millionen weniger Kinder im Jahr sterben, sind es immer noch zehn Millionen Kinder, die pro Jahr an im Prinzip leicht vermeidbaren Krankheiten sterben. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sei „die Welt geteilt“, konstatiert der Bericht. Was Lebenserwartung und Verteilung von Ressourcen betrifft. So besitzen die 500 reichsten Menschen der Welt gemeinsam ein größeres Einkommen als die ärmsten 416 Millionen.

Eine Woche vor dem UN-Reformgipfel, bei dem die MDGs neue Impulse erhalten sollen, betont deshalb UNDP, dass die Geberländer unbedingt das Ziel einhalten müssen, in spätestens zehn Jahren 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in Entwicklungshilfe zu investieren. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul forderte in dem Zusammenhang, „die Ergebnisse des Gipfels nicht zu verwässern“. Vor allem müsse an den MDGs festgehalten werden. Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Die Amerikaner, die viele Änderungsvorschläge für das Abschlussdokument des Gipfels eingebracht haben, wollen die MDGs am liebsten ganz streichen.

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