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Politik: Gewinner Erde

Umweltschützer loben den Montrealer Klimagipfel. In der Industrie gibt es Bedenken gegen neue Ziele

Berlin - Für Jennifer Morgan ist das Ergebnis der Weltklimakonferenz in Montreal ein „Sieg der Vernunft“. Die Klimaexpertin der Umweltorganisation WWF sagte über die Konferenz, die am Samstag mit einem Bekenntnis zur Fortsetzung des globalen Klimaschutzes endete, der „Planet ist der klare Gewinner“. Die Regierungsberater vom Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen lobten, dass sich die „Staatengemeinschaft“ nicht von „einzelnen Blockierern“ wie den USA habe aufhalten lassen. Allerdings weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Zeit drängt. Um eine „gefährliche Änderung des Klimas zu vermeiden, müssen die globalen Emissionen bis zum Jahr 2050 halbiert werden“. Angesichts des Tempos der globalen Erwärmung gelte es nun, keine Zeit zu verlieren.

Die WWF-Klimaexpertin Regine Günther sagte dem Tagesspiegel: „Das Signal von Montreal an die deutschen Stromkonzerne ist: Sie müssen sich von kohlendioxid-intensiven Brennstoffen wie Kohle verabschieden.“ Langfristig steige sonst ihr finanzielles Risiko in unverantwortlicher Weise. Denn dass der Emissionshandel weitergeht und es in Zukunft keine kostenlosen Kohlendioxid- Emissionen mehr geben wird, das ist nach dem Gipfel in Montreal beschlossene Sache. „Die Ziele von Kyoto 2 werden deutlich anspruchsvoller sein“, sagte Günther.

Deshalb dürften beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit Blick auf Montreal keine Sektkorken geknallt haben. Der BDI hatte mit einem Thesenpapier versucht, die Bundesregierung zu überzeugen, dass sich Deutschland nach dem Auslaufen des Kyoto-Protokolls 2012 nicht auf neue Reduktionsverpflichtungen für den Ausstoß von Treibhausgasen einlassen sollte. Doch Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) tat ihm den Gefallen nicht. Der BDI wollte künftig dem amerikanischen Weg folgen. Die USA haben mit Australien und einigen anderen Staaten eine Technologiepartnerschaft ausgerufen, die ohne verbindliche Ziele gegen den Klimawandel angehen soll. Die BDI-Mitgliedsfirmen und Verbände haben offensichtlich Schwierigkeiten, weitere anspruchsvolle Klimaschutzziele zu akzeptieren. Das zeigte die Debatte über das BDI-Papier.

Der größte deutsche Klimasünder, der Energiekonzern RWE, sieht sich dagegen gut aufgestellt. Zwar will RWE auch in Zukunft in großem Umfang mit Braunkohlekraftwerken Strom erzeugen. Braunkohle ist für das Klima der schlechteste Brennstoff. Doch allein der Ersatz alter Kraftwerke durch effizientere reduziere den CO2-Ausstoß, sagte ein RWE-Sprecher dem Tagesspiegel. Ein moderner Kraftwerksblock mit einer Leistung von 1000 Megawatt spare drei Millionen Tonnen CO2 im Jahr ein. Außerdem hofft RWE auf die „Saubere-Kohle-Technologie“, bei der CO2 eingefangen und in frühere Öllagerstätten verpresst werden soll. Die Technologie ist noch gar nicht auf dem Markt, und Experten erwarten, dass sie ziemlich teuer kommen wird. Fondsmanager legen schon heute das Geld ihrer Kunden lieber bei Firmen an, die sich auf den Klimawandel besser vorbereitet haben.

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